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Langspielplatte der Woche:

Sonntag 9. Februar 2025 - 12.00 Uhr
(Wiederholung Mittwoch 12. Februar 2025 - 20.00 Uhr)
Loriot & Evelyn Hamann - Loriot's dramatische Werke
Deutsche Grammophon Literatur 2570 208 (1981)

Lorito & Evelyn Hamann  - Loriot's dramatische Werke


Seite 1
Fernsehabend
Herren im Bad
Garderobe
Aufbruch
Geigen und Trompeten
Die Jodelschule
Liebe im Büro
Frühstück und Politik

Seite 2
Der sprechende Hund
Schnittbohnen
Autofrei
Marzipankartoffeln
Der K 2000
Der Jungfilmer
Inhaltsangabe
Politik und Fernsehen

Plattentext:
Mit unbürgerlichem Namen heißt er Bernhard-Viktor Christoph-Karl von Bülow, ungleich bekannter ist er unter seinem zutraulicheren Pseudonym »Loriot«. Sein Beruf ist Unterhalter. Niemand kann dies in Deutschland besser als er. Dabei kann man nicht einmal behaupten, unter den Blinden sei der Einäugige eben König. Die Einfälle des »Loriot« können sich mit den besten Beispielen angelsächsischen Witzes durchaus messen. Sein Rang ist unbestritten; daß Loriot gleichwohl unterschätzt wird, ist dem Umstand zuzuschreiben, daß hierzulande das Leichte immer noch als leicht zu machen gilt, daß man sich gar zu gerne unterhalten läßt, denen, die das trefflich können, hernach aber rasch die gebührende Reputation verweigert.
In den Dialogen Loriots ist das komische Unglück der Menschen präzise beschrieben, etwa in diesem: Der Mann: »Ich gehe nach den Spätnachrichten der Tagesschau ins Bett.« Sie: »Aber der Fernseher ist doch kaputt!« Er: »Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe!«
Präziser kann man den Fernsehmenschen nicht beschreiben. In der Ohnmacht rechthaberisch, in der Geborgenheit des Rituals sich wohlfühlend und doch zugleich vom schlechten Gewissen gepeinigt und nicht ohne Ideen, wie mit perfider Dialektik die Niederlage am Ende noch in einen Sieg gewendet werden kann. Der Befund ist nicht neu, aber üblicherweise umständlich beredet worden. Medienkritik nennt sich dieses wohlmeinende Genre. Loriot moralisiert nicht, er karikiert, übertreibt wohl auch in der vagen Hoffnung, der Zuschauer möge sich in diesen beiden Figuren wenigstens in Maßen wiedererkennen. Eine Szene über das Fernsehen, die im Fernsehen zu sehen war. Nun gut, dies alles ist artig verpackt, witzig gezeichnet, aber das sollte nicht dazu verleiten, die Komik des Loriot zu unterschätzen. Sie ist konkret, an den Alltagserfahrungen der Menschen orientiert und damit unbequem und irritierend. Nichts, was das Fernsehen in der Sparte Humor offeriert, kann sich mit den Einfällen Loriots messen.
Als er in den fünfziger Jahren mit dem Zeichnen von Cartoons begonnen habe, sei die Resonanz nicht gerade überwältigend gewesen. Die dicken Nasen, die scheußlichen Menschen hätte niemand sehen wollen, erinnert er sich und setzt hinzu: »Es bedarf eines gewissen Trotzes.« Diese Tugend macht seinen Rang aus, macht ihn unabhängig von Konjunkturen und Moden. »Eine auf Anhieb erfolgreiche Sendung«, so philosophiert er mit der Gelassenheit des Erfolgverwöhnten, »kommt nur dem bestehenden Geschmack des Publikums entgegen. Man muß etwas riskieren.« Seine Domäne ist der Wortwitz. Da streiten sich beispielsweise die Herren Müller-Lüdenscheid und Doktor Kloebner um das Badewasser, plustern sich auf, machen sich wichtig, ergehen sich in Sophistereien der albernsten Art. In unsinnigen Gesprächen wie diesem ist Loriot ganz in seinem Element. Hier kann er die Zerstörung der Sprache, »das Deutsch der Ämter und Kataloge« karikieren.
Nichts kommt auch den erstaunlichen Talenten seiner Partnerin Evelyn Hamann besser entgegen. Sie kann sich verstellen, sie schlüpft mit Windeseile von einer Rolle in die andere, etwa von der nörgelnden Ehefrau in die der beflissenen Jodelschülerin. Sie tut dies alles mit einer faszinierenden Mischung aus subtiler Einfühlung in die komischen Aspekte der menschlichen Seele und einer ironischen, fast englisch zu nennenden Distanz.
Den Medienwitz hat Loriot nie ausgespart, er hatte zum Beispiel den Tierfreund Grzimek so fabelhaft parodiert, ihn so täuschend ähnlich in der Beschreibung der wenig segensreichen Wirkung der Steinlaus imitiert, daß dieser bei seiner nächsten Sendung »Ein Platz für Tiere« selbstironisch betonte, diesmal sei er es aber selbst; aber Loriot wäre ein Unterhalter wie viele, übte er sich nur in der Kunst des Medienwitzes. Nein, er zeigt vor allem die Komik des Alltäglichen, knüpft an Beobachtungen an, die wir alle machen, ohne deren satirischen Kern gewahr zu werden.
In solchen Szenen ist das Dilemma dieser Gesellschaft präzise beschrieben, auf sie ist Loriot stolz, und er versteht jene nicht, die von der Satire nur Ernst und Bitterkeit.erwarten. Viele, so vermutet er, seien »noch auf dem Dampfer von 1913«, verwechselten die Demokratie mit einem Obrigkeitsstaat, der einmal der Nährboden des Simplicissimus gewesen war. Kabarettistische Scherze über Politiker hält er denn auch für reichlich entbehrlich, falsch sei es, zu glauben, das Volk sei schwach und müsse vor der bösen Obrigkeit geschützt werden. Millionen hätten in diesem Land riesige Macht.
Die Realität, so weiß Loriot, wird eben nicht so sehr verordnet als geschaffen, der Mensch ist seines Unglücks Schmied. Dann schaut er bekümmert, sagt ganz leise: »Man ist sehr isoliert, wenn man in alle Richtungen tritt und niemanden hinter sich hat.« Heutzutage sei der Gruppenmensch an der Tagesordnung. Der einzige, vor dem er Achtung habe, sei der Mensch, der zwischen allen Stühlen sitze. Nur dazu gehöre Mut. Und er tadelt die Berechenbarkeit politischer Kommentare in Fernsehen und Presse, jenes blinde Parteigängertum und die allgemeine Meinungssucht, die er pubertär nennt. Reichlich verwundert schaut er auf eine verbissene, ideologisierte Gesellschaft, in der es unter gewissen linken Kreisen kaum noch einer wage, einen deutlich Rechten einzuladen - und umgekehrt.
Ganz zu Anfang scheint der Hauptwesenszug des Loriot eine distanzierte Überheblichkeit zu sein, doch dann spürt man die Tristesse des Clowns, und schließlich spricht er von seiner Neigung, »von mal zu mal etwas trauriger werden zu wollen«. Schadenfreude liege ihm fern, verkündet er glaubhaft. Sie sei auch nicht das Prinzip seiner Komik. Das lasse sich eher als Sieg der Gerechtigkeit beschreiben, wenn das anmaßend Große am Ende klein werde.
Michael Schwarze

Sonntag 16. Februar 2025 - 12.00 Uhr
(Wiederholung Mittwoch 19. Februar 2025 - 20.00 Uhr)
Ramona - Ihre großen Erfolge
Fontana 6434 183 (1975)

Ramona - Ihre großen Erfolge


Seite 1
Alles, was wir woll'n auf Erden
Unser Leben
Jeder ist nur eine Hälfte
Nur Probleme
Liebe ist für alle da
Lieber dich und kein Geld

Seite 2
Du-Ich brauche was und das bist Du
Wenn Du gehst
Liebe ist ein schönes Spiel
Party Party
Zuerst kommst du
Das weiß der Himmel allein