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Jürgen Herbst:

Der singende Bäckermeister

von Wälz Studer

Viermal war Jürgen Herbst in den Jahren von 1964 bis 1967 in den deutschen Hitparaden verzeichnet. Er sang vorwiegend Nummern im Countrystil. CBS wollte ihn im Stil vom damals erfolgreichen Ronny herausbringen.

Sechzen Singles, vier davon in den Charts, das ist das Fazit der Karriere von Jürgen Herbst. Dennoch: Die Musik betrieb der gelernte Bäcker immer nebenher. Heute betreibt Jürgen Herbst eine Bäckerei im bayrischen Töging.

Hans Jürgen Herbst wurde am 30. Juni 1939 im österreichischen Horn in eine musikalische Familie geboren. Sein Vater war klassischer Posaunist. Die Familie flüchtete am Ende des Krieges nach Frankfurt. Dort begann Jürgen Herbst 1955 eine Bäckerlehre, ganz in der Tradition der Familie. Denn schon Opa Herbst war Bäcker gewesen. Nebenbei wirkte Herbst in einem Trio mit, wo er sang und Akkordeon spielte. Hin und wieder trat Jürgen Herbst an „Je-Ka-Mi-Veranstaltungen“ auf. Er gewann etliche erste Preise an solchen Anlässen. 1964 wurde er von CBS zum Vorsingen eingeladen. Kurze Zeit später produzierte Gerd Schmidt mit Jürgen Herbst die erste Single „Oh my Sweetheart Rosmarie“. Als Komponisten zeichnete das Paar Karl Götz-Kurt Hertha. Zur Überraschung der Fachleute erreichte der Newcomer eine Platzierung in den Top 30 der deutschen Hitparade. Schmidt holte ihn ab bis 1970 regelmäßig für Aufnahmen ins Studio nach Frankfurt. Allerdings konnte Herbst seinen Anfangserfolg nie mehr wiederholen. Am nächsten kam er ihm mit der deutschen Version von „Green Green Grass Of Home“. Sie hieß „Der Weg zurück nach Haus“ und erreichte 1967 ebenfalls die deutsche Top 30.

Trotz des Erfolges im Musikgeschäft dachte Jürgen Herbst nicht daran, seinen Beruf als Bäcker aufzugeben. „Ich habe wohl zu wenig Ehrgeiz entwickelt. Ich habe zwar gerne gesungen. Aber meine Perspektive blieb stets der Beruf“, sagte Herbst in einem Interview mit dem Schweizer Sender „Radio Munot“.

Herbst absolvierte wenig Live-Auftritte. Meist ging er nur mit seiner Gitarre bewaffnet auf die Bühne. Die geringe bühnenmäßige Präsenz des Künstlers und der nachlassende Erfolg deutscher Titel im Schallplattengeschäft veranlassten die CBS, den Vertrag mit Herbst im Jahre 1970 nicht mehr zu erneuern.

1974 übernahm Herbst ein eigenes Geschäft. Im Jahr zuvor hatte er mit Gerd Schmidt noch „Maria-Helena“, die letzte Single für Polydor aufgenommen. 1984 übernahm er eine Bäckerei in Töging, wo er heute noch täglich in der Backstube steht. Jürgen Herbst freut sich im übrigen, wenn Fans ihn im Laden an der Erhartinger Straße 60 in Töging besuchen kommen.

Discographie

zusammengestellt von Tinu Anneler und Wälz Studer

CBS

1473
(1964)
Oh My Sweetheart Rosmarie
My Rucky Ducky Sunny Girl
1661
(1965)
Gold für meine Mary
Far, Far Away
1666
(1965)
Ein Stern geht auf
Wenn es Nacht wird am Missouri
2103
(1965)
Good Bye, schwarze Rose Good Bye
Wenn die Nacht beginnt
2138
(1966)
Wenn es Nacht wird in Montana
Goldgräber-Song (Hallo, Bill)
2139
(1966)
Adios Gringo
Nie mehr allein
2529
(1967)
Der Weg zurück nach Haus (Green Green Gras Of Home)
Weine nicht um mich
2875
(1967)
Die Gedanken sind bei dir
Es ist ja lang schon her...
2895
(1967)
Einmal muß man auseinandergeh'n
Wann kommt der Tag (My Elusive Dream)
3284
(1968)
Mein Weg führt mich zu dir (Ring Of Fire)
Vor uns liegt das Leben (The "A" Team)
3427
(1968)
Ich wär' ja so gerne geblieben
Wie ein Fremder
3428
(1968)
Einmal so, einmal so (I Feel Good)
Vielleicht schon morgen
4109
(1969)
Es steht in den Sternen geschrieben
Tausend Meilen weit
4860
(1970)
Weit ist der Weg zurück ins Heimatland
Zwei Rosen im Haar
5188
(1970)
Immer dem Wind hinterher
Die Abendsonne

Polydor

2041 406
(1973)
Maria Helena
Einmal Mathilda

aus: memory - Magazin für Freunde deutscher Oldies, unveröffentlicht