Truck Stop: Kleine Countryband ganz gross
Verfasst: Mittwoch 21. Januar 2015, 20:03
Truck Stop: Kleine Countryband ganz gross
von Wälz Studer (copyright wälz studer/memoryradio.de)
Truck Stop ist die erfolgreichste und beständigste Countryband in Europa. Die Gruppe besteht seit 40 Jahren. Seit Sommer 2012 hat sich das Gesicht der Band stark verändert. Nach den Rücktritten von „Lucius“ Reichling und „Cisco“ Berndt gehören seit August 2012 Andreas Cisek als Sänger und Gitarrist und seit 2013 Chris Kaufmann an der Geige sowie neu Tim Reese an der Gitarre und Banjo zu Truck Stop. Markenzeichen von Truck Stop sind deutschgesungene Countrysongs. Ihre bestverkaufte Nummer ist „Der Wilde Wilde Westen“. Insgesamt hat die Gruppe bislang 40 Alben veröffentlicht und über fünf Millionen Platten verkauft.

Country und Western-Musik ist für die Amerikaner, was für uns Schlager: Melodiöse Popmusik, die ihre Wurzeln in der Volksmusik findet. Clevere Produzenten versuchten bereits in den 50er Jahren, diese Musik für Deutschland zu adaptieren. Hitparadenmässig kann man das 1955 erstmals nachweisen. Damals sang Lys Assia den Erfolgstitel „Yellow Rose of Texas“ -im Original von Mitch Miller und Johnny Desmond- als „Gelbe Rose, dort in Texas“ nach. Andere Künstler wie Bruce Low liessen in einigen Liedern ebenfalls so etwas wie Westernromantik anklingen. So richtig los mit der Westernwelle ging es zu Beginn der 60er Jahre mit dem Erfolg von Fernsehserien wie „Bonanza“ etc. und den „Winnetou-Filmen“. Man erinnert sich an Künstler wie das Medium Terzett, Ralf Paulsen, den ersten Cowboy im deutschen Schlagergeschäft, an Ronny oder an Peter Hinnen. Mit dem Aufkommen des Beat verlor sich das Interesse an Countrymusik. Sie galt als verstaubt und out of Time.
Das galt auch noch 1971. Damals gab es in Hamburg eine Countrykneipe, wo Günter „Cisco“ Berndt auf Burkhard „Lucius“ Reichling traf. Berndt spielte damals in der Tanz- und Showband „Gigi and the Nightshadows“. Günther „Cisco“ Berndt (geboren 12.12.1942 in Hamburg) hatte bereits 1959 während der Ausbildung zum Maurer eine erste Band gegründet. Von 1962 bis 1968 war er Frontmann und Gitarrist bei „Cisco and his Dynamites“, die unter anderem auch im Star Club auftraten. Seit 1969 wirkte er bei „Gigi and the Nightshadows“ mit.
Burkhard „Lucius„ Reichling (geboren 8.3.1947 in Berlin) durchlief eine Schülerbandkarriere. Er lernte Geige und war bis 2012 Fiddler und Sänger von Truck Stop. Nach dem Abitur 1966 in Stadthagen studierte er Psychologie in Würzburg. Ab 1969 finden wir in Hamburg, wo er zusammen mit Wolfgang „Teddy“ Ibing in einem Haus wohnte. In diesen Zusammenhang muss einer Fama Einhalt geboten werden: Die Country Stars (Schallplattenaufnahmen um 1966), eine Band aus Berlin, sind keine Vorläuferband von Truck Stop, auch wenn dies in der Beatbibel „Shakin’ all over“ so steht. Lucius wohnte 1966 schon lange nicht mehr in Berlin.
Lucius und Cisco beschlossen, eine Country- und Rockabillyband auf die Beine zu stellen. Drittes Mitglied wurde logischerweise Wolfgang „Teddy“ Ibing (geboren 10.8.1948 in Bergen/Lüchow-Danneberg). Er studierte Zahnmedizin, träumte insgeheim allerdings von einer Karriere als Jazzdrummer. Trotz Bedenken schloss sich Ibing der neuen Band an. Von Anfang dabei war ein weiterer Student der Zahnarztmedizin: Rainer Bach (geboren 14.12.1947 in Bielefeld). Er spielte Steel-Gitarre und Klavier. 1983 stieg Bach aus, um sich ganz auf seinen Beruf als Zahnarzt zu konzentrieren. Er wurde ab 1. Oktober 1983 durch Knut Bewersdorff (geboren 27.4.1960 in Stade) ersetzt. Dieser hatte in der Jugend Akkordeon- und Gitarrenunterricht genossen. Jahrelang spielte er in der Unterhaltungsformation „Starlight Company“. Nebenbei betrieb er das Countryprojekt "Norddeutsches Prärieorchester", wo er als Pedalsteeler in Erscheinung trat und sich als Ersatz für Bach profilierte. Von Anbeginn dabei ist auch Erich Doll (geboren 31.7.1947 in Kolbermoor/Bayern). Doll hatte zu Beginn der 70er Jahre bereits Studioerfahrung. Er galt als exzellenter Banjospieler und verkehrte ebenfalls in dem angesagten Countryclub, wo er Lucius und Cisco kennenlernte. Er war es auch, der den Namen „Truck Stop“ einbrachte. Schliesslich gehörte noch Eckart (auch Eckhard) „Oschi“ Hofmann (geboren 22.4.1943 in Hamburg) am Saxofon zum Gründerteam. Hofmann trieb sich 1963 auf der Hamburger Beatszene herum. Er war Mitglied bei „Peter and the Outsiders“, der „Fabs“ und nach mitte der 60er Jahre sogar der „Faces“. Hofmann und Berndt kannten sich demnach von der Szene. Ganz zu Beginn wirkte auch „Opa" Claus Dieter Eckardt (geboren 29.8.1944) mit, der sich dann später aufs Komponieren und Texten verlegte. In dieser Besetzung spielte man ab 1972 als „Schröder goes Country“.
Schröder goes Country wird Truck-Stop
Ab 1973 traten sie ohne Eckhardt als „Truck-Stop“ auf. Bereits im gleichen Jahr kam mit „Truck-Stop“ das erste Album auf den Markt. Die Band präsentiert darauf eine Auswahl von Rockklassikern und Countrystandards. Zwei Titel waren bereits Eigenkompositionen. 1974 traten die sechs Country-Jungs im Vorprogramm von Fats Domino und Gilbert O’Sullivan auf, was sie bundesweit bekannt machte. Im Jahr 1975 stiess als siebtes Mitglied Michael Reinecke (geboren 20.8.1950 in Lübeck) als Gitarrist und Pianist zur Band.
Bis 1976 erschienen vier englisch gesungene Alben. Jedes Album verkaufte sich schlechter, weshalb sich die Band zu einem Stilwechsel entschloss: Reinecke und Hofmann verliessen die Gruppe. Für Hofmann übernahm Rudolf Steinmetz den Bass. Berndt wechselte vom Bass zur Gitarre. Reinecke wurde nicht ersetzt. Schliesslich wechselte die Band auch die Plattenfirma. Ab 1977 erschienen ihre Platten auf Metronome statt wie bisher auf Telefunken.
Der Umbruch: Hier singt man deutsch!
Das grösste Risiko ging die Band ein, weil sie ihr fünftes Album auf deutsch einsang. Der Erfolg sollte ihnen recht geben: Auf „Zu Hause“ waren zwei Hits enthalten. „Die Frau mit dem Gurt“ -als erster Titel als Single ausgekoppelt- vermochte sich in den Airplay-Charts zu plazieren. Die Hymne „Ich möchte’ so gern Dave Dudley hören“ -geschrieben übrigens vom Roadie Holger Grabowski zusammen mit Rainer Bach- erreichte 1978 Platz 20 der deutschen Charts. Aeusserlich dokumentierte man den Wechsel, indem man die Schreibweise des Bandnamens änderte: der Bindestrich fiel weg. Statt „Truck-Stop“ nannte man sich nun „Truck Stop“.
1978 stieg Rudolf Steinmetz wieder aus. Für ihm kam Uwe Lost (geboren 19.06.1949 in Hamburg) als neuer Bassist in die Band. Lost hatte vorher bei den Valendras mitgewirkt. Diese Formation war spezialisiert auf die Begleitung von grossen Schlagerstars wie Daliah Lavi oder Rex Gildo.
Truck Stop schrammen an der Eurovision vorbei
1979 meldete Produzent Joe Menke die Nummer „Take it easy, altes Haus“ zur deutschen Vorentscheidung für die Teilnahme am Grand Prix Eurovision an. Truck Stop wurden hinter Dschingis Khan ehrenvolle Zweite und hatten damit den zweiten Singlehit. Besonderheit am Rande: Die Nummer ist damals nie auf einem Album erschienen.
Auch der grösste Hit der Band „Der wilde wilde Westen“ ist auf einer Single veröffentlicht worden. Der Titel ist erst in einer zweiten Auflage auf der Langspielplatte „Bitte recht freundlich“ zu finden. Der „Wilde Wilde Westen“ erreichte 1980 in Deutschland Platz 15, in der Schweiz schoss die Nummer bis auf Platz vier vor. In der ZDF-Hitparade von Dieter Thomas Heck stand sie im April ’80 auf Platz eins.
Diesen Hit vermochte Truck Stop nie zu toppen. Das Sextett brachte in der Folge Jahr für Jahr ein Album heraus. Am erfolgreichsten war jedoch nicht ein Konzeptalbum, sondern der Sampler „Nicht zu bremsen“, der 1982 bis auf Platz drei der deutschen Albumcharts vordrang.

Truck Stop heute
1984 stieg Bach aus und wurde durch Bewersdorff ersetzt. Er ist erstmals auf dem Album „Alles klar“ zu hören. In den folgenden Jahren trat die Band pro Jahr durchschnittlich 200mal auf pro Jahr. Truck Stop absolvierte ein Ochsentour, war plattenmässig und gigmässig on top. Die Alben verkauften sich in Hunderttausender-Auflagen. Insgesamt war Truck Stop mit neun Singles in den Charts vertreten, zum letzten Mal 1993 mit „Männer mit Hut“. Bis heute hat die Band rund fünf Millionen Longplayer abgesetzt.
Mitte der 90er Jahre zog sich Joe Menke, der langjährige Produzent, zurück. Damit verbunden war ein Wechsel der Plattenfirma. Truck Stop signte bei BMG Ariola. Bezeichnenderweise trug die erste BMG-Produktion den Titel „No. 1“. 2003 feierten die sechs Musiker ihr 30jähriges Bestehen. Kurz vorher zog sich Erich Doll aus privaten und gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurück. Er wurde ab dem 1. Oktober 2003 ersetzt durch Dirk Schlag. Die nächsten Wechsel erfolgten 2012, als sich Burkhard „Lucius“ Reichling von der Bühne zurückzog. Für ihn kam Andreas Cisek (geboren 30.5.1958 in Hamburg-Wandsbek in die Band. Ende 2013 verabschiedete sich auch Günter „Cisco“ Berndt von der Band. Mit ihm hörte auch Gitarrist Dirk Schrag auf. Für die beiden stiegen 2014 Chris Kaufmann (geboren 21.1.1983 in Bozen) und Tim Reese (geboren 20.9.1979 in Frankenberg) ein.
Sowohl Reichling wie Berndt starben im Jahr nach ihrem Rücktritt: Reichling am 14.8.2013 und Berndt am 30.12.2014.
Truck Stop: Promotoren deutscher Countrymusik
Truck Stop kann für sich in Anspruch nehmen den deutschsprachigen Country massenkompatibel gemacht zu haben. Ihr Erfolg öffnete manch anderem Act den Weg zu einem Deal mit einem Major, wie zum Beispiel Tom Astor, Johnny Hill oder Western Union. Aber eines sind Truck Stop nicht: Die Erfinder der deutschsprachigen Countrymusik. Diese Ehre fällt Gunter Gabriel zu, der bereits 1974 den ersten deutschen Truckersong „Er ist ein Kerl“ mit Erfolg auf den Markt brachte.
Truck Stop hat die Countrymusik textlich und musikalisch für die deutsche Seele verständlich gemacht. Die kleinen Träume von der grossen Weite und dem grossen Abenteuer haben sie in Songs wie „Dave Dudley“ oder der „Wilde, wilde Westen“ in fast perfekter Weise eingefangen. Zu diesem virtuosen Umgang mit Texten kamen eine enorme Bühnenpräsenz, das richtige Outfit und musikalische Stilsicherheit hinzu. Alles in allem wirkte die Gruppe authentisch. Die Fans hatten den Eindruck, dass die Band lebte, was sie auf Platte und Bühne darbrachte. Dieser Eindruck wird dadurch bestätigt, dass die Band über Jahrzehnte menschlich harmonierte.
Das Verdienst von Truck Stop ist also, Countrymusik gelebt und verständlich gemacht zu haben, die Texte auf die deutsche Volksseele zugeschnitten zu haben. Entstanden sind letztlich Schlager mit Country-Arrangements und Texten, die das Schlagerschema Richtung Country erweiterten.
Die kleine Countryband, die sich am Anfang schwer tat, ihre Wurzeln zum Rock’n’Roll zu kappen, hat einen langen Weg hinter sich. Die ersten Programme sind aus dem Rockfeeling heraus entstanden. Zur Countrymusik fand in den nächsten Jahren eine langsame Annäherung statt. Erst auf dem vierten Album finden sich keine Rock’n’Roll-Standards mehr. Einen Eindruck vom Liveprogramm damals erhält man vom 77er-Album „Truck Stop Live“, wo Rockklassiker wie „Hello Josephine“ oder „Ain’t that a Shame“ den Auftakt des Abends bilden. Nur: Mit einem solchen Programm liess sich in einer Zeit, wo die Discomusik im Zenit stand, nicht überleben. Letztlich haben also wirtschaftliche Gründe zu einem Umbruch geführt. Die gleichen Musiker, die kaum ein Auskommen fanden, erreichten Monate später mit dem neuen deutschgesungenen Repertoire den Status von Superstars.
Truck Stop sind Söhne der Beataera. Sie haben früh gemerkt, dass eine Band nur mit eigenen Songs und eigenem Image überleben kann. Sie haben ihr Ding durchgezogen und damit Erfolg gehabt: Countrysongs deutsch gesungen.
von Wälz Studer (copyright wälz studer/memoryradio.de)
Truck Stop ist die erfolgreichste und beständigste Countryband in Europa. Die Gruppe besteht seit 40 Jahren. Seit Sommer 2012 hat sich das Gesicht der Band stark verändert. Nach den Rücktritten von „Lucius“ Reichling und „Cisco“ Berndt gehören seit August 2012 Andreas Cisek als Sänger und Gitarrist und seit 2013 Chris Kaufmann an der Geige sowie neu Tim Reese an der Gitarre und Banjo zu Truck Stop. Markenzeichen von Truck Stop sind deutschgesungene Countrysongs. Ihre bestverkaufte Nummer ist „Der Wilde Wilde Westen“. Insgesamt hat die Gruppe bislang 40 Alben veröffentlicht und über fünf Millionen Platten verkauft.
Country und Western-Musik ist für die Amerikaner, was für uns Schlager: Melodiöse Popmusik, die ihre Wurzeln in der Volksmusik findet. Clevere Produzenten versuchten bereits in den 50er Jahren, diese Musik für Deutschland zu adaptieren. Hitparadenmässig kann man das 1955 erstmals nachweisen. Damals sang Lys Assia den Erfolgstitel „Yellow Rose of Texas“ -im Original von Mitch Miller und Johnny Desmond- als „Gelbe Rose, dort in Texas“ nach. Andere Künstler wie Bruce Low liessen in einigen Liedern ebenfalls so etwas wie Westernromantik anklingen. So richtig los mit der Westernwelle ging es zu Beginn der 60er Jahre mit dem Erfolg von Fernsehserien wie „Bonanza“ etc. und den „Winnetou-Filmen“. Man erinnert sich an Künstler wie das Medium Terzett, Ralf Paulsen, den ersten Cowboy im deutschen Schlagergeschäft, an Ronny oder an Peter Hinnen. Mit dem Aufkommen des Beat verlor sich das Interesse an Countrymusik. Sie galt als verstaubt und out of Time.
Das galt auch noch 1971. Damals gab es in Hamburg eine Countrykneipe, wo Günter „Cisco“ Berndt auf Burkhard „Lucius“ Reichling traf. Berndt spielte damals in der Tanz- und Showband „Gigi and the Nightshadows“. Günther „Cisco“ Berndt (geboren 12.12.1942 in Hamburg) hatte bereits 1959 während der Ausbildung zum Maurer eine erste Band gegründet. Von 1962 bis 1968 war er Frontmann und Gitarrist bei „Cisco and his Dynamites“, die unter anderem auch im Star Club auftraten. Seit 1969 wirkte er bei „Gigi and the Nightshadows“ mit.
Burkhard „Lucius„ Reichling (geboren 8.3.1947 in Berlin) durchlief eine Schülerbandkarriere. Er lernte Geige und war bis 2012 Fiddler und Sänger von Truck Stop. Nach dem Abitur 1966 in Stadthagen studierte er Psychologie in Würzburg. Ab 1969 finden wir in Hamburg, wo er zusammen mit Wolfgang „Teddy“ Ibing in einem Haus wohnte. In diesen Zusammenhang muss einer Fama Einhalt geboten werden: Die Country Stars (Schallplattenaufnahmen um 1966), eine Band aus Berlin, sind keine Vorläuferband von Truck Stop, auch wenn dies in der Beatbibel „Shakin’ all over“ so steht. Lucius wohnte 1966 schon lange nicht mehr in Berlin.
Lucius und Cisco beschlossen, eine Country- und Rockabillyband auf die Beine zu stellen. Drittes Mitglied wurde logischerweise Wolfgang „Teddy“ Ibing (geboren 10.8.1948 in Bergen/Lüchow-Danneberg). Er studierte Zahnmedizin, träumte insgeheim allerdings von einer Karriere als Jazzdrummer. Trotz Bedenken schloss sich Ibing der neuen Band an. Von Anfang dabei war ein weiterer Student der Zahnarztmedizin: Rainer Bach (geboren 14.12.1947 in Bielefeld). Er spielte Steel-Gitarre und Klavier. 1983 stieg Bach aus, um sich ganz auf seinen Beruf als Zahnarzt zu konzentrieren. Er wurde ab 1. Oktober 1983 durch Knut Bewersdorff (geboren 27.4.1960 in Stade) ersetzt. Dieser hatte in der Jugend Akkordeon- und Gitarrenunterricht genossen. Jahrelang spielte er in der Unterhaltungsformation „Starlight Company“. Nebenbei betrieb er das Countryprojekt "Norddeutsches Prärieorchester", wo er als Pedalsteeler in Erscheinung trat und sich als Ersatz für Bach profilierte. Von Anbeginn dabei ist auch Erich Doll (geboren 31.7.1947 in Kolbermoor/Bayern). Doll hatte zu Beginn der 70er Jahre bereits Studioerfahrung. Er galt als exzellenter Banjospieler und verkehrte ebenfalls in dem angesagten Countryclub, wo er Lucius und Cisco kennenlernte. Er war es auch, der den Namen „Truck Stop“ einbrachte. Schliesslich gehörte noch Eckart (auch Eckhard) „Oschi“ Hofmann (geboren 22.4.1943 in Hamburg) am Saxofon zum Gründerteam. Hofmann trieb sich 1963 auf der Hamburger Beatszene herum. Er war Mitglied bei „Peter and the Outsiders“, der „Fabs“ und nach mitte der 60er Jahre sogar der „Faces“. Hofmann und Berndt kannten sich demnach von der Szene. Ganz zu Beginn wirkte auch „Opa" Claus Dieter Eckardt (geboren 29.8.1944) mit, der sich dann später aufs Komponieren und Texten verlegte. In dieser Besetzung spielte man ab 1972 als „Schröder goes Country“.
Schröder goes Country wird Truck-Stop
Ab 1973 traten sie ohne Eckhardt als „Truck-Stop“ auf. Bereits im gleichen Jahr kam mit „Truck-Stop“ das erste Album auf den Markt. Die Band präsentiert darauf eine Auswahl von Rockklassikern und Countrystandards. Zwei Titel waren bereits Eigenkompositionen. 1974 traten die sechs Country-Jungs im Vorprogramm von Fats Domino und Gilbert O’Sullivan auf, was sie bundesweit bekannt machte. Im Jahr 1975 stiess als siebtes Mitglied Michael Reinecke (geboren 20.8.1950 in Lübeck) als Gitarrist und Pianist zur Band.
Bis 1976 erschienen vier englisch gesungene Alben. Jedes Album verkaufte sich schlechter, weshalb sich die Band zu einem Stilwechsel entschloss: Reinecke und Hofmann verliessen die Gruppe. Für Hofmann übernahm Rudolf Steinmetz den Bass. Berndt wechselte vom Bass zur Gitarre. Reinecke wurde nicht ersetzt. Schliesslich wechselte die Band auch die Plattenfirma. Ab 1977 erschienen ihre Platten auf Metronome statt wie bisher auf Telefunken.
Der Umbruch: Hier singt man deutsch!
Das grösste Risiko ging die Band ein, weil sie ihr fünftes Album auf deutsch einsang. Der Erfolg sollte ihnen recht geben: Auf „Zu Hause“ waren zwei Hits enthalten. „Die Frau mit dem Gurt“ -als erster Titel als Single ausgekoppelt- vermochte sich in den Airplay-Charts zu plazieren. Die Hymne „Ich möchte’ so gern Dave Dudley hören“ -geschrieben übrigens vom Roadie Holger Grabowski zusammen mit Rainer Bach- erreichte 1978 Platz 20 der deutschen Charts. Aeusserlich dokumentierte man den Wechsel, indem man die Schreibweise des Bandnamens änderte: der Bindestrich fiel weg. Statt „Truck-Stop“ nannte man sich nun „Truck Stop“.
1978 stieg Rudolf Steinmetz wieder aus. Für ihm kam Uwe Lost (geboren 19.06.1949 in Hamburg) als neuer Bassist in die Band. Lost hatte vorher bei den Valendras mitgewirkt. Diese Formation war spezialisiert auf die Begleitung von grossen Schlagerstars wie Daliah Lavi oder Rex Gildo.
Truck Stop schrammen an der Eurovision vorbei
1979 meldete Produzent Joe Menke die Nummer „Take it easy, altes Haus“ zur deutschen Vorentscheidung für die Teilnahme am Grand Prix Eurovision an. Truck Stop wurden hinter Dschingis Khan ehrenvolle Zweite und hatten damit den zweiten Singlehit. Besonderheit am Rande: Die Nummer ist damals nie auf einem Album erschienen.
Auch der grösste Hit der Band „Der wilde wilde Westen“ ist auf einer Single veröffentlicht worden. Der Titel ist erst in einer zweiten Auflage auf der Langspielplatte „Bitte recht freundlich“ zu finden. Der „Wilde Wilde Westen“ erreichte 1980 in Deutschland Platz 15, in der Schweiz schoss die Nummer bis auf Platz vier vor. In der ZDF-Hitparade von Dieter Thomas Heck stand sie im April ’80 auf Platz eins.
Diesen Hit vermochte Truck Stop nie zu toppen. Das Sextett brachte in der Folge Jahr für Jahr ein Album heraus. Am erfolgreichsten war jedoch nicht ein Konzeptalbum, sondern der Sampler „Nicht zu bremsen“, der 1982 bis auf Platz drei der deutschen Albumcharts vordrang.

Truck Stop heute
1984 stieg Bach aus und wurde durch Bewersdorff ersetzt. Er ist erstmals auf dem Album „Alles klar“ zu hören. In den folgenden Jahren trat die Band pro Jahr durchschnittlich 200mal auf pro Jahr. Truck Stop absolvierte ein Ochsentour, war plattenmässig und gigmässig on top. Die Alben verkauften sich in Hunderttausender-Auflagen. Insgesamt war Truck Stop mit neun Singles in den Charts vertreten, zum letzten Mal 1993 mit „Männer mit Hut“. Bis heute hat die Band rund fünf Millionen Longplayer abgesetzt.
Mitte der 90er Jahre zog sich Joe Menke, der langjährige Produzent, zurück. Damit verbunden war ein Wechsel der Plattenfirma. Truck Stop signte bei BMG Ariola. Bezeichnenderweise trug die erste BMG-Produktion den Titel „No. 1“. 2003 feierten die sechs Musiker ihr 30jähriges Bestehen. Kurz vorher zog sich Erich Doll aus privaten und gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurück. Er wurde ab dem 1. Oktober 2003 ersetzt durch Dirk Schlag. Die nächsten Wechsel erfolgten 2012, als sich Burkhard „Lucius“ Reichling von der Bühne zurückzog. Für ihn kam Andreas Cisek (geboren 30.5.1958 in Hamburg-Wandsbek in die Band. Ende 2013 verabschiedete sich auch Günter „Cisco“ Berndt von der Band. Mit ihm hörte auch Gitarrist Dirk Schrag auf. Für die beiden stiegen 2014 Chris Kaufmann (geboren 21.1.1983 in Bozen) und Tim Reese (geboren 20.9.1979 in Frankenberg) ein.
Sowohl Reichling wie Berndt starben im Jahr nach ihrem Rücktritt: Reichling am 14.8.2013 und Berndt am 30.12.2014.
Truck Stop: Promotoren deutscher Countrymusik
Truck Stop kann für sich in Anspruch nehmen den deutschsprachigen Country massenkompatibel gemacht zu haben. Ihr Erfolg öffnete manch anderem Act den Weg zu einem Deal mit einem Major, wie zum Beispiel Tom Astor, Johnny Hill oder Western Union. Aber eines sind Truck Stop nicht: Die Erfinder der deutschsprachigen Countrymusik. Diese Ehre fällt Gunter Gabriel zu, der bereits 1974 den ersten deutschen Truckersong „Er ist ein Kerl“ mit Erfolg auf den Markt brachte.
Truck Stop hat die Countrymusik textlich und musikalisch für die deutsche Seele verständlich gemacht. Die kleinen Träume von der grossen Weite und dem grossen Abenteuer haben sie in Songs wie „Dave Dudley“ oder der „Wilde, wilde Westen“ in fast perfekter Weise eingefangen. Zu diesem virtuosen Umgang mit Texten kamen eine enorme Bühnenpräsenz, das richtige Outfit und musikalische Stilsicherheit hinzu. Alles in allem wirkte die Gruppe authentisch. Die Fans hatten den Eindruck, dass die Band lebte, was sie auf Platte und Bühne darbrachte. Dieser Eindruck wird dadurch bestätigt, dass die Band über Jahrzehnte menschlich harmonierte.
Das Verdienst von Truck Stop ist also, Countrymusik gelebt und verständlich gemacht zu haben, die Texte auf die deutsche Volksseele zugeschnitten zu haben. Entstanden sind letztlich Schlager mit Country-Arrangements und Texten, die das Schlagerschema Richtung Country erweiterten.
Die kleine Countryband, die sich am Anfang schwer tat, ihre Wurzeln zum Rock’n’Roll zu kappen, hat einen langen Weg hinter sich. Die ersten Programme sind aus dem Rockfeeling heraus entstanden. Zur Countrymusik fand in den nächsten Jahren eine langsame Annäherung statt. Erst auf dem vierten Album finden sich keine Rock’n’Roll-Standards mehr. Einen Eindruck vom Liveprogramm damals erhält man vom 77er-Album „Truck Stop Live“, wo Rockklassiker wie „Hello Josephine“ oder „Ain’t that a Shame“ den Auftakt des Abends bilden. Nur: Mit einem solchen Programm liess sich in einer Zeit, wo die Discomusik im Zenit stand, nicht überleben. Letztlich haben also wirtschaftliche Gründe zu einem Umbruch geführt. Die gleichen Musiker, die kaum ein Auskommen fanden, erreichten Monate später mit dem neuen deutschgesungenen Repertoire den Status von Superstars.
Truck Stop sind Söhne der Beataera. Sie haben früh gemerkt, dass eine Band nur mit eigenen Songs und eigenem Image überleben kann. Sie haben ihr Ding durchgezogen und damit Erfolg gehabt: Countrysongs deutsch gesungen.