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Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Freitag 10. Oktober 2014, 20:16
von waelz
Hier der Versuch einer Zusammenstellung der Platten von Gretel Kästel ausserhalb der grossen Formationen.
Ergänzungen willkommen.

Diskografie Diverse Gretel Kästel (Van Loosen/Silke/Grit Kästel/Caeste
von Martin "Tinu" Anneler/Wälz Studer (2014)

Singles
Geschwister Van Loosen (Gretel Kästel & Angèle Durand)
Odeon
1961
Odeon 21568
Das Mädchen und der Fremde (Willi Astroth/Fritz Schaelter)
Der verlorene Sohn (Peter Igelhoff/Fred Rauch)

Monika und Bärbel (Gretel Kästel & Charlotte Bruhn/Marian)
Odeon
1962
22097
Wenn die kleine Bergbahn bimmelt
Silberner Quell (Carlos Diernhammer/Kurt Hertha)

Trio Rosyann (Gretel Kästel, Rosy Rohr & Ans Plevier)
EMI
1962
22067
Und die Windmühlen drehen sich dazu
Rotterdamer Meisje (Werner Tautz/Jules Verard=Gisel Zimber)

Rhein-Nixen (Gretel Kästel, Hanna Dölitsch & Ans Plevier?)
Electrola
1964
22616
Frauen muss man immer verwöhnen (Karl Bette/Horst Ackermann)
Büro-Tango (Gerhard Narholz/Stefan Renard)

Grit Caestel
Bellaphon
1964
Bellaphon 1005
Ich träum so gern von Liebe
Montanero

Grit Kästel
Mondial
1965
Mondial 0505
My Boy ist nicht treu
Das fünft Rad am Wagen

Greta Kästel
Werbesingle Colombine
196?
TDO
Verliebt in Colombine (Wolfram Brunke/Olaf Daumann)
Chcolate Baby (No Artist) (Wolfram Brunke)

Silke (Gretel Kästel)
Ariola
1965
Ariola 18 426
Keiner kann dich leiden so wie ich (Rudi Lindt/Frank Stern/Günther Tilgert)
Halt' den Zeiger der Uhr still (Rudi Lindt/Peter Stroem)

Gretchen (Gretel Kästel)
Cornet
1967
Cornet 3021
I love you zum Fressen
Pretty Girls in Germany (Karl-Heinz Kästel/Heinz Gietz)

Duo Rosner (Gretel Kästel mit sich im Duett)
Volksplatte
1966
SMVP 6034
Frohe Heimatklänge (Verschiedene Interpreten)
B5: Duo Rosner Tannenzweig am grünen Hut

Geschwister Schäfer (Gretel Kästel mit sich im Duett)
Pilot
1971 (?)
???
Abendrot über den Bergen
Komm ein kleines Bisschen näher

Langspielplatten
Greta Kästel
EMI
1969 (?)
EMI 28041
Ich hab' die Nacht geträumet
Greta Kästel singt die schönsten deutschen Volkslieder

Die fröhlichen Pfadfinder (André Peysang, Horst Mand, Heinz Fauck Und Greta Kästel)
BASF
1975
BASF 22 21214-5
Wenn Wir Erklimmen... (50 Fahrten- Und Wanderlieder Im Happy Sound)

Hans und Gretel & Mielenforster Musikanten
(Heinz Fauck&Gretel Kästel)
Bella Musica
1985
Bella Musica 5014
Lieder der Bergischen Heimat
(Grüsse aus dem Mielenforst, Lieder der Heimat, Blühende Blumen am Waldesrand, Gute Freunde fürs Leben, Im schönen Scherfbachtal)

1987
Bella Musica BMMC 5027
Mein Bergisches Land,
(Der Rüdensteiner Marsch der Bergischen Landsknechte, Ab geht die Post, An der Strunde, So schön wie es war, Schützenfest im Deilbachtal, Du mein Bergisches Land, Marsch der Grafen van Bergh)

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Freitag 10. Oktober 2014, 23:04
von Dieter
Hallo,

GRETCHEN (GRETEL KÄSTEL) * 27.07.1935, Sängerin,

Cornet 3021 ("I Love You Zum Fressen"/"Pretty Girls In Germany"*), * Komposition von KARLHEINZ KÄSTEL

Gruß
Dietrich

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Freitag 10. Oktober 2014, 23:11
von Dieter
Hallo,
zwar nicht allein, solistisch, aber

1965 auf Columbia The CRAZY GIRLS (& ANS PLEVIER u. ROSY ROHR)

Solo-Schallplatte auf Mondial 0505 ("My Boy Ist Nicht Neu"/"Das Fünfte Rad Am Wagen"),

Auftritt der OMAS (& ANNS PLEVIER u. EVELYN van OPHUISEN), 2004 Auftritte als Die OMAS (& HENRY VALENTINO)

Gruß
Dietrich

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Samstag 11. Oktober 2014, 08:47
von waelz
@Dietrich: Danke für den Hinweis auf Gretchen.

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Samstag 18. Oktober 2014, 17:04
von waelz
Gretel Kästel: Sie war jung. Und sie brauchte kein Geld!
Die Stimme der Gretel Kästel haben alle, die älter als Jahrgang 1960 sind, mal gehört. Sie ist auf vielen grossen Hits der 60er Jahre verewigt. Gretel Kästel war lange Jahre die erste Stimme im Botho Lucas Chor. Insgesamt hat sie als Mitglied von vierzehn Formationen Platten veröffentlicht. Ihre Solokarriere verblasst daneben: Vier Singles unter vier unterschiedlichen Namen. Den grössten Hit verzeichnete Gretel Kästel als Mitglied des Duos Geschwister Hofmann mit „Seemann, wo ist deine Heimat“ im Jahre 1956. Der Artikel zeigt auf, dass Kästel bereits im Sommer 1958 keine Aufnahmen mehr gemacht hat für die Geschwister Hofmann und dass sie kaum Mitglied der „Vagabunden“ gewesen sein konnt. Im übrigen werden die Pseudonyme von „Monika & Bärbel“ und der „Rhein-Nixen“ geknackt.

Von Wälz Studer (copyright Wälz Studer/memoryradio.de
Gretel Kästel war 21, als sie erreicht hatte, was sie sich sehnlichst gewünscht hatte: Sie war eine erfolgreiche Sängerin, um die sich Publikum und Produzenten rissen. Mit dem Titel „Seemann, wo ist deine Heimat“ stand sie zusammen mit ihrer Duettpartnerin Liesel Deuringer in den Top Ten der deutschen Charts. Ein Trinkgeld war der Lohn gewesen. „Wir haben für alle Aufnahmen jeweils 150 Mark bekommen. Wie waren nie an den Tantiemen beteiligt. Aber ich war so glücklich, dass ich singen durfte, ich wäre auch gratis ins Studio gegangen damals“, sagt Gretel Kästel im Gespräch (1). Die Nummer der Geschwister Hofmann hielt sich bis Ende November in den Top Ten der deutschen Charts. Sie war unter der Produktionsleitung von Heinz Woezel mit Will Glahé und dem "Golgowsky-Quartett" im Herbst 1955 eingespielt worden. Was Gretel Kästel im Sommer 1956 nicht wusste: „Seemann, wo ist deine Heimat“ sollte ihr grösster Plattenerfolg bleiben.
Die Recherchen zu den "Geschwistern Hofmann" und Gretel Kästel haben einige überraschende Resultate gezeitigt. Sie lassen sich in drei Punkten zusammenfassen:
1. Nicht überall ist Gretel Kästel drin, wo man Gretel Kästel drin vermuten soll.
2. Gretel Kästel hat unter bisher vier nicht bekannten Pseudonymen weitere Singles veröffentlicht.
3. Gretel Kästel hat auch nach ihrem Rückzug von der Bühne noch bis mitte der 80er Jahre Plattenaufnahmen gemacht, und zwar mit den „Mielenforster Musikanten“.
Gretel Kästel, als Gretel Wünsch am 27.7.1935 in Stuttgart zur Welt gekommen, nahm 1954 an einem Nachwuchswettbewerb der Polydor teil. Sie interpretierte ein Lied der damals angesagten Rosita Serrano, wie sie sich erinnert. Bei diesem Wettbewerb hörte sie Hubert Deuringer, der Leiter des Tanzorchesters des Südwestfunks (SWF). Er war begeistert von der jungen Sängerin und machte sie zur Gesangspartnerin von Elisabeth „Liesel“ Deuringer, seiner Frau. So entstanden 1954 die Geschwister Hofmann. Der Name leitet sich ab von Liesels ledigem Namen, Hofmann.

Bild
Links Gretel Kästel, rechts Liesel Deuringer

Das Duo war zwischen 1955 und 1962 auf dem Plattenmarkt aktiv. Die Titel triefen von Edelweiss, Bergbächen und Heimat. Die Teldec brachte die "Geschwister Hofmann" als Pendant zu den "Geschwistern Fahrnberger" der Polydor auf den Markt. Das ging soweit, dass beide Duos die gleichen Titel veröffentlichten, zum Beispiel 1956 den Titel „Edelweiss vom Wendelstein“, wobei in diesem Fall die „Fahrnbergers“ die Nase vorne hatten.

Geschwister Hofmann schwimmen auf der Nostalgiewelle
Die Platten der "Geschwister Hofmann" trafen den Nerv des Publikums. Dieses hatte sich mitte der 50er Jahre nach den Jahren des Aufbaus, der Plackerei, eine gewisse materielle Sicherheit erworben. Der Krieg hatte jedoch vielen die Heimat geraubt. Jetzt machte sich die Sehnsucht nach der Idylle vor dem Krieg breit. Eine Welle der Nostalgie schwappte über die Republik. Auf dieser Welle am erfolgreichsten surfte Freddy Quinn im Wasser des Schlagers. Er stiess in diesem Bereich kaum auf Konkurrenz. Im Feld des volkstümlichen Schlagers war die Situation anders. Es gab unzählige Formationen, die sich diesem Genre widmeten. Die grosse Konkurrenz hatte im wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen ist im Schlagerbereich der Idolfaktor um Faktoren höher als in der volkstümlichen Musik. Viele der Gruppen, die im Markt des Heimatschlagers aktiv waren, sind denn auch oft bis heute anonym geblieben ("Benicarlos") oder ihre Besetzung ist nur bruchstückweise bekannt ("Heimatsänger", "Fröhlich Quartett" etc.) ist.
Zum anderen spielte in der volkstümlichen Musik die regionale Färbung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Lieder wurden je nach Region sprachlich angepasst. Deshalb wurden oft Orte oder sprachliche Eigenheiten einer Region in den Text integriert, was das Feld für Gruppen aus den unterschiedlichsten Regionen öffnet. Die „Fahrnbergers“ und die „Hofmanns“ waren auf Bayern fokussiert.
Das Konzept der Geschwister ging nach kurzem Anlauf auf. Zwar floppten 1955 die ersten drei Singles, die auf "Telefunken" erschienen. Aber die nächste Platte, die auf "Decca" veröffentlicht wurde, ging durch die Decke. „Seemann, wo ist deine Heimat“ erreichte im September 1956 mit Platz zwei die höchste Position. Im November war das Duo gar mit zwei Nummern in den deutschen Charts vertreten: Auf Platz sieben stand „Das Alphorn“ und auf Platz zehn ein letztes Mal „Seemann, wo ist deine Heimat“. Bei diesen zwei Hitparadennotierungen blieb es. Die Nummer „Im Silberwald“ ist zwar im Film „Der Wilderer vom Silberwald“ zu hören, was trotzdem zu keiner Chartsnotierung führte.

Nicht überall, wo "Geschwister Hofmann" draufsteht, ist Kästel drin
Die "Geschwister Hoffmann" veröffentlichten zwischen 1955 und 1962 mehr als 30 Singles. Gretel Kästel ist aber nur auf 22 dieser Platten zu hören. Sie stieg mitte 1958 bei den "Geschwistern Hofmann" aus. Es waren private Gründe, die sie zu diesem Schritt bewogen. 1957 war Gretel Wünsch ihrem Freund, dem Gitarristen Karl-Heinz Kästel, nach Köln gefolgt, wo er ein kurzfristiges Engagement in der Produktion von Kurt Feltz angenommen hatte. Feltz verlängerte das Engagement immer wieder. Das Paar entschloss sich, in Köln zu bleiben und zu heiraten.
Im Juni 1958 sang Kästel zusammen mit Liesel mit „Der kleine Dompfaff“ und „Liebes Edelweiss, kleines Edelweiss“ die letzten Nummern ein. Die Frage, die sich stellt, lautet: Wer ersetzte Gretel Kästel? Sie selbst sagt, dass jeweils ein Sopran aus einem Rundfunkchor verpflichtet wurde. (1) Mit anderen Worten: Es ist nicht bekannt, wie ab Juli 1958 die Besetzung der "Geschwister Hofmann" aussieht. Jedenfalls ist bei einem Drittel der Aufnahmen der "Geschwister Hoffmann" die Stimme Gretel Kästels nicht zu hören. Oder eben: Nicht überall ist Gretel Kästel drin, wo wir Gretel Kästel drin vermuten.

Wieviel Kästel steckt im „Fröhlich Quartett“?
Diese Aussage gilt auch für das „Fröhlich Quartett“. Diese Formation setzt sich laut der „reinen Lehre“ zusammen aus den Stimmen der "Geschwister Hofmann" und jenen des "Rodgers Duos" (Karl Golgowsky & Rudi Stemmler). Gretel Kästel kann sich konkret nur daran erinnern, bei den Aufnahmen zu den Singles „Drei Lilien am Silbersee“ und „Frag‘ alle Sterne“ dabei gewesen zu sein. Sie schreibt, die Aufnahmen für "Decca" im Jahre 1955 und die "Telefunken"-Titel seien ihr unbekannt (2)
Noch härter schlägt der Hammer bei der Formation „Heimatsänger“ zu. Diese besteht laut verlässlichen Quellen aus den "Geschwistern Hofmann" und dem "Karl Golgowsky Quartett". Dagegen steht nun die Aussage von Kästel. Sie sagt, dass sie sich nicht erinnern könne, auch nur an einer der Aufnahmen der „Heimatsänger“ teilgenommen zu haben. Diese Aussage ist insofern brisant, als jemand, sich daran erinnern müsste, wenn er an der Entstehung einer Top-Nummer wie der „Köhlerliesel“ mitgewirkt hat. Kästel will auf Nachfrage nicht ganz ausschliessen, vielleicht bei der einen oder anderen Nummer mitgesungen zu haben. „Der Produzent hat uns oft noch kurz in Studio gebeten, um die eine oder andere Passage zu singen. Gratis wohlverstanden“, sagt Kästel.
So oder so, wird die Besetzung der „Heimatsänger“ volatil gewesen zu sein. Aufgrund der Autorenangaben dürften die männlichen Stimmen in der Regel vom "Golgowsky-Quartett" stammen. Möglicherweise stand Liesel Deuringer auch öfter im Studio und weniger öfter Gretel Kästel.
Gretel Kästel soll auch Teil der „Vagabunden“ gewesen sein. Sie setzten sich je nach Quelle zusammen aus Mitgliedern des RIAS-Kammerchores oder aus Mitgliedern einer Formation, die unter der Leitung von Rüdiger Piesker stand. Bei den „Vagabunden“ kann fast mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass Gretel Kästel nicht mitgemacht hat. Die ersten Aufnahmen der "Vagabunden" fanden im September 1958 statt. Da hatte sich Kästel bereits von den „Geschwistern Hofmann“ verabschiedet. Wenn also die „Geschwister Hofmann“ bei den Aufnahmen der „Vagabunden“ mitgewirkt haben, so waren das Liesel Deuringer und die Nachfolgerin von Gretel Kästel.

Kästel überzeugt Blum am Flügel
Gretel Kästel hatte sich schon 1957 entschlossen, in Köln zu bleiben. Deshalb begleitete sie des öfteren ihren Freund Karl-Heinz Kästel ins Studio. Dort soll eines Tages Hans Blum entnervt aus dem Aufnahmeraum herausgeschrien haben: „Ist denn hier keine Frau, die die erste Stimme richtig singen kann?“ Worauf Karl-Heinz Kästel gelassen entgegnete: „Doch, meine Freundin kann das!“ Blum soll laut dieser Schilderung Gretel Kästel an den Flügel gebeten haben. Er war so angetan von ihrem Gesang, dass er sie für sein Quartett verpflichtete. Die Aussicht, einen festen Job im Raum Köln zu haben, war für Kästel verlockender als das Weitermachen bei den "Geschwistern Hofmann".
Gretel Kästel schreibt rückblickend auf ihre Zeit bei den "Geschwistern Hofmann": „Was waren das zum größten Teil doch für gnadenlose Schnulzen! Aber das wollten die Menschen damals hören – nur zehn Jahre nach Kriegsende. Traumatisierte Seelen die sie waren! Als ich dann 1958 zum "Hansen Quartett" wechselte, ging für mich „die Sonne auf“ – das war meine Musik! Wir waren ja alle vom AFN infiziert – und wir haben geswingt was das Zeug hielt!“ (3)
Gretel Kästel blieb bis 1960 bei Hans Blum. 1961 schloss sie sich dem neu gegründeten "Botho Lucas Chor" an. Sie gehört damit zu den Gründungsmitgliedern dieser erfolgreichen Formation, die schon im Herbst 1961 mit „Valencia“ eine Hitparadennotierung erreichte. Zu hören ist sie auch auf dem Evergreen „Danke“ von Botho Lucas, der 1963 in die Charts kam. Kästel blieb im Chor von Botho Lucas bis 1972. Es war für sie eine erfüllte Zeit: „..als 1960/61 Botho Lucas seinen Chor gründete ging’s grade so weiter. Stammbesetzung waren drei Männer drei Frauen – gelegentlich und nach Bedarf – aufgestockt um ein oder zwei KollegInnen. Ich hatte viele, viele „Sonderaufgaben“ z.B. singe ich das „ Lalalaaaaa“ bei Rex Gildos „Speedy Gonzales“ oder die zweite Stimme mit Gitte beim „Cowboy als Mann“, und noch tausend andere Sachen. Meine Stimme – und meine ganze musikalische Wesensart war sehr wandelbar. Man konnte mich vielfältig einsetzen, und das haben die Produzenten auch getan.“ (3) In dieser Zeit begann Gretel Kästel Aufnahmen zum machen für ganz unterschiedliche Projekte.

Intermezzi: Geschwister van Loosen, Monika&Bärbel, Trio Rosyann
Der Produzent des Botho Lucas-Chores hiess Nils Nobach. Dieser erkannte das Potential von Gretel Kästel. Er liess sie 1961 zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Angèle Durand als „Geschwister van Loosen“ die Single „Das Mädchen und der Fremde“ einsingen. Ein Jahr drauf machte Kästel in München Aufnahmen mit der damaligen Ehefrau von Christian Bruhn, mit Charlotte Bruhn (Charlotte Marian) unter dem Pseudonym „Monika & Bärbel. Eine weitere Single erschien im gleichen Jahr mit den drei Damen Gretel Kästel, Ans Plevier und Rosy Rohr. Ihre Single „Und die Windmühle dreht sich dazu“ kam als „Trio Rosyann“ auf den Markt.

Die „Crazy Girls“-Jahre
Ein Jahr später Jahr ging das Projekt „Crazy Girls“ an den Start. In ihm vereinigte Produzent Paul Kuhn mit Gretel Kästel, Ans Plevier und Rosy Rohr die drei weiblichen Stimmen des Botho Lucas-Chores. Er liess die drei Damen vorzugsweise amerikanische Teen-Hits nachsingen. Bei der ersten Single lieferten sie den stimmlichen Soundtrack zu „Hey, Hey, Ha, Ha“, einer Komposition der „Javalins“-Mitglieder Frankie Franken und Hans Bax. Auf der Rückseite ist eine deutsche Version von Duane Eddys „Guitarman“ zu hören. Interessanterweise ist diese Single auch in Amerika veröffentlicht worden. Die zweite Single enthielt mit „Lass sie reden“ die deutsche Fassung des Top-Ten-Hits „Don’t say nothing bad (about me)“ von den „Cookies“ und mit „Hully Gully Hop“ jene von „Martian Hop“ der „Ran-Dells“. Höhepunkt war 1965 die Single „Der Feuerstuhl“, die deutsche Fassung von „Leader of the pack“ von den Shangri-Las“.

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Gretel Kästel sagt zu den „Crazy Girls“ zwei Sachen. Erstens legt sie sich fest, dass Leonie Brückner nie bei einer Aufnahme des Trios dabei war: „Paul Kuhn hat uns produziert – und es waren immer Rosy Rohr aus Berlin, Ans Plevier aus Holland und ich - Nobody else!“ (4) Damit widerlegt sie die Aussage von Leonie Brückner, die in einem Interview behauptet hatte, sie wäre an Aufnahmen der „Crazy Girls“ beteiligt gewesen. Zweitens erinnert sie daran, dass ein Titel für Kritik sorgte: „Mir fällt ein, dass es wegen des Titels „Feuerstuhl“ einen „Aufstand“ gab, da im Text Eltern dafür schuldig gesprochen werden, dass der „Feuerstuhl“ verunglückt ist, weil „das Mädchen“ nicht mitfahren durfte. Es hat, wenn ich mich recht erinnere, auch Folgen gehabt für die Rundfunksender, die es nicht mehr senden sollten...“ (4) Die „Crazy Girls“ traten dreimal in Chris Howlands Fernsehsendung „Musik aus Studio B“ auf.
Paul Kuhn liess das Projekt 1965 mit der fünften Single auslaufen. Die „Crazy Girls“ dürften international dank der Zusammenarbeit mit den „Javalins“ die grösste Ausstrahlung aller Formationen gehabt haben, in denen Gretel Kästel mitgemacht hat. Ein Teil der Titel wurde 1994 auf der „Bear Family“-Langspielplatte „Javalins' Beat“ wiederveröffentlicht. Allerdings: Eine Hitparadenplazierung erreichen die „Crazy Girls“ nie
.
Und noch mehr Pseudonyme: "Rhein-Nixen" und Silke
Parallel zu den „Crazy Girls“ nahmen 1964 Gretel Kästel, Hanna Dölitsch und vermutllich Ans Plevier als „Rhein-Nixen“ die Single „Frauen muss man immer verwöhnen“ auf. Die Single kam nur schwer über die Ladentische, weshalb es bei dieser einen Single blieb.
Mittlerweile war 1964 erstmals eine Solosingle von Gretel Kästel herausgegeben worden. „Bellaphon“ lancierte sie als Grit Caestel mit dem Titel „Ich träum so gern von Liebe“. Von Verkäufen träumte sie allerdings vergeblich. Auch eine zweite Solsosingle diesmal unter dem Namen Grit Kästel auf dem kleinen Label „Rhenus“ floppte im Jahre 1965.

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Rudi von der Dovenmühle (Rudi Lindt) und Nils Nobach wagten im gleichen einen Jahr einen Versuch mit Gretel Kästel als Solistin. Die beiden lancierten sie mit „Keiner kann dich leiden wie ich“ unter dem Namen „Silke“. Der Name entstammt einer spontanen Idee von der Dovenmühles. (5) Auch als "Silke" kam die Solistin Kästel nicht zum Erfolg.

Intermezzi 2: "Duo Rosner", Gretchen, "Geschwister Schäfer"
Nach den zahlreichen Projekten ausserhalb des Botho Lucas-Chores gingen diese Aktivtäten nach 1965 deutlich zurück Zwar erschienen volkstümliche Titel unter dem Namen „Duo Rosner“ (Vorsicht: Nicht zu verwechseln mit dem „Rosner Duo“ mit Petra Kühn). Hier sang Gretel Kästel mit sich selber im Duett. Sie erwähnt insbesondere „Tannenzweig am grünen Hut“, die 1966 auf dem Sampler „Frohe Heimatklänge“ veröffentlicht wurde.
1967 nahm die Sängerin als „Gretchen“ unter der Produktionsleitung von Heinz Gietz eine Single bei „Cornet“ auf. Die Nummer „I love you zum Fressen“ versank in der Anonymität.
Für ein Projekt, das ihr am Herzen lag, geht sie 1969 nochmals in Studio. Als Greta Kästel nimmt sie die Langspielplatte „Ich hab‘ die Nacht geträumet“ auf, die laut dem Untertitel „die schönsten deutschen Volkslieder“ enthielt. Offenbar wurde die Platte nicht ideal vermarktet. Dies jedenfalls lässt der Kommentar Kästels zu dieser Platte vermuten: „Eine sehr schöne LP! Da sind bei der Electrola ein paar Pannen passiert bei der Veröffentlichung, daher untergegangen – ewig schade drum!“ (6)
Den letzten Ausflug in Gefilde ausserhalb des Botho Lucas Chores wagte Gretel Kästel 1971. Damals nahm sie für das Label „Pilot“ als „Geschwister Schäfer“ zwei Nummern auf („Abendrot über den Bergen“ und „Komm ein kleines bisschen näher“), die sie selber geschrieben hatte und mit sich selber im Duett sang.

Ausklang mit den „Fröhlichen Pfadfindern“ und „Hans & Gretel“
1972 verabschiedete sie sich aus dem Botho Lucas-Chor und von der Bühne. Danach kehrt sie noch zweimal in die Studios zurück. Mit den „Fröhlichen Pfadfindern“ steht sie 1975 für die Aufnahmen zum Album „Wenn wir erklimmen..“ vor dem Mikrophon. Bei dieser Produktion wirkt Heinz Fauck mit. Mit ihm macht Gretel Kästel 1985 und 1987 ein letztes Mal Plattenaufnahmen. Als „Hans und Gretel“ singen sie insgesamt zwölf Titel mit den „Mielenforster Musikanten“ ein. Knapper Kommentar zu diesen Aufnahmen von Kästel: „Mit Heinz Fauck habe ich als Hans und Gretel im Duett gesungen (Label weiß ich nicht mehr). Krachlederne Titel mit viel Blasmusik.“
Gretel Kästel hat die typische Karriere einer Chorsängerin durchlaufen. Sie hat erfolgreich in den besten deutschen Gesangsformationen mitgemacht. Sie hat verschiedene Anläufe genommen, um als Solistin erfolgreich zu sein. Sie scheiterten. Anderen renommierten Chorsängerinnen ging es nicht anders: Reni Kamberg, Ina Bellé, Hanna Dölitsch, Ans Plevier, Ute Mann, Rosy Rohr. Das Phänomen lässt sich nicht restlos erklären. Mag sein, dass Chorsängerinnen risikoscheuer sind und regelmässiges Einkommen höher gewichten als das Wagnis einer Solokarriere, die oft abrupt schnell endet. Immerhin beobachten gerade die Mitglieder der Begleitformationen, wie kurz das Haltbarkeitsdatum von Solisten sein kann. Möglich, dass Chorsängerinnen das Singen selbst wichtiger ist als der Glimmer eines Idols. Man kann davon ausgehen, dass Singen für Gretel Kästel nicht ein Beruf, sondern eine Berufung war. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die Aussage von Kästel: „Ich war so glücklich, dass ich singen durfte, ich wäre auch gratis ins Studio gegangen damals.“ Oder: Sie war jung. Sie brauchte kein Geld! Sie hatte eine Berufung.

Gretel Kästel hat auf diesen Text reagiert. Vielen Dank. Gerne veröffentliche ihn hier:

Gretel Kästel schreibt am 19.10.2014 zu diesem Text Folgendes:
Es wurde ja damals auch M A S S E N HAFT produziert, sozusagen auf Teufel komm raus. Jeder Sportler wurde in’s Studio geschleift! Wir haben mit vielen unglaublich unmusikalischen „Krücken“ gesungen. Es war oft zum Haareraufen! Ich war Studio-Musikerin, und dementsprechend „Qualität“ gewöhnt. Wir waren absolute P R O F I S !!. Unsaubere Intonation, oder ein zickiges „unmusikalisches feeling“ kam ja überhaupt nicht vor! Durfte auch nicht vorkommen: Botho Lucas war Perfektionist und hörte bei Aufnahmen jede Unsauberkeit!

Mit dem Hansen-Quartett und dann v i e l e Jahre mit dem Botho Lucas Chor haben wir die g a n z e n Backings gesungen für sämtliche Künstler der Electrola. Da war ALLES dabei, was man sich nur vorstellen kann von Lale Andersen bis Helmut Zacharias. Wir mussten „jazzen“ können, Operetten schmettern, mit Heino „wanderliedern“, Herz-Schmerz-Titel, ganz „moderne“ Arrangements und Chansons singen und alles, was es im deutschen Schlagergeschäft gab, aus dem Stand im Studio aufnehmen. Internationale Hits und Produktionen am laufenden Band. Manchmal –und gar nicht selten– gingen wir morgens um zehn in’s Studio und kamen nachts um zwei wieder heraus und hatten drei Mal das Tonstudio gewechselt. Das waren Zeiten! Wir waren „mit allen Wassern gewaschen“. Und da ich damals die lead-voice war, war ich noch mehr als die anderen Kollegen gefordert.

Nach dem Austieg aus dem Botho Lucas Chor habe ich Naturheilkunde studiert und als Heilpraktikerin mehr als 30 Jahre eine eigene „Praxis für psychosomatische Leiden“ geführt. Das hat mich allerdings von der Musik nie entfernt, meine Seele ist nach wie vor „voller Musik“ aber eben passiv !

Und noch etwas : Botho Lucas, der viel später auch „privat“ –nach dem Tode von Karlheinz Kästel- mein Lebensgefährte war, hat 2001 plötzlich „Lust auf neue Musik“ bekommen, und ist mit einem Teil des Urgesteins seines Chores noch mal in’s Studio gegangen, nämlich mit Ans Plevier, Evelyn Ericson (Daisy Door) und mit mir. Wir nannten uns „die Omas“ (keine sehr glückliche Idee dieser Name damals, finde ich), Wir haben ein paar klasse Aufnahmen gemacht. Wir klangen noch „wie früher“ und waren damit in Carmen Nebels Samstagabend-Show. Es sah alles sehr hoffnungsvoll aus mit den „Omas“! Beim WDR haben wir dann noch einmal „Fernsehen“ gemacht (da war auch Hans Blum dabei) und dann wurde Botho krank, musste am Rücken operiert werden – und ohne Mentor, ohne unseren „Boss“ ging nichts mehr. Botho blieb krank.

Quellen
1 Telefon-Interview mit Gretel Kästel am 6. Oktober 2014
2 Brief Gretel Kästel vom 9.10.2014
3 Mail vom 9.10.2014
4 Mail vom 9.10.2014
5 Mail vom 13.10.2014
6 Mail vom 12.10.2014

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Samstag 18. Oktober 2014, 19:46
von Manfred
Danke Wälz für den ausführlichen Artikel.

Wollte ja eigentlich nichts mehr in Platten investieren, aber irgendwie juckt doch der Groschen in der Tasche. Besonders bei der Platte von Silke.
Wird wohl nicht ganz leicht sein, ging bei Hood für € 100,-- weg.

Liebe Grüße
Manfred

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Sonntag 19. Oktober 2014, 00:25
von waelz
@Manred: Danke.
Die Diskografie ist ergänzt um die Aufnahmen von "Monika&Bärbel", den "Rhein-Nixen", dem "Duo Rosner", den "Geschwistern Schäfer" und "Hans&Gretel".

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Sonntag 19. Oktober 2014, 16:00
von Dieter
Hallo,

auch ich hatte schon vor vielen Jahren schriftlichen Kontakt mit Gretel Kästel und auch zu Hanna Dölitsch.
Aus den Unterlagen mit G.K. geht nichts über die Rhein-Nixen hervor - vielleicht war es ihr damals nicht eingefallen.

Hanna Dölitsch wird auf ihrer 2. Columbia-Schallplatte vom Trio Manila und auf der Rückseite von den Rhein-Nixen gesanglich begleitet, mit der Angabe von H.D. & ROSY ROHR & MARTHA ENGELHARDT. Daraufhin hatte ich für mich notiert:

RHEIN-NIXEN, Die (HANNA DÖLITSCH, ROSY ROHR, MARTHA ENGELHARDT), Gesangtrio, 1964 Electrola 22616 ("Frauen Muß Man Immer Verwöhnen"/"Büro-Tango")

Nicht auszuschließen ist, dass nicht H.D. selbst zu den Backing-Stimmen gehörte, sondern Gretel Kästel? Wer weiß, wer weiß?

Zumindest können wir zusammenfassen, dass nicht Ans Plevier sondern MARTHA ENGELHARDT zum Trio gehörte.

Gruß
Dietrich

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Sonntag 19. Oktober 2014, 22:34
von waelz
Danke für Hinweis den ich gern entgegennehme.
Eine Frage: Hast Du Rückseite der Single "Santa Marina" gesehen? Steht dort wirklich als Begleitung "Rhein-Nixen"?

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Montag 20. Oktober 2014, 11:01
von Dieter
Hallo,
meine diesbezügliche Bearbeitung liegt schon Jahre zurück, so dass ich es nicht mehr beantworten kann.

Dietrich

Re: Grit Kästel (Gretel Kästel)

Verfasst: Montag 20. Oktober 2014, 11:03
von waelz
Getel Kästel hat auf den Text reagiert. Ich habe ihre Stellungnahme an meinen Text angehängt, damit nix auseinandergerissen wird.