Marie-Tina/Mary Cristy
Verfasst: Samstag 26. April 2008, 17:55
Hier die interessante Geschichte eines Kinderstars aus Deutschland, der es zum Vertreter Monacos am Grand Prix Eurovision für Luxemburg gebracht hat
Marie-Tina: Deutscher Kinderstar vertritt Monaco bei der Eurovision
Marie-Tina hatte in Deutschland 1961 einen Hit mit „Wenn die Wetterfrösche schönes Wetter machen“. 1976 vertrat sie als Mary Cristy den Kleinstaat Monaco am Grand Prix Eurovision. Heute ist sie als Schauspielerin tätig und tritt unter dem Namen Marie Ruggeri auf.
von Wälz Studer
Die Karriere der Marie-Tina ist eine Karriere mit Grenzerfahrungen. Grenzerfahrungen geografisch, Grenzerfahrungen sprachlich und Grenzerfahrungen geschäftlich.
Am besten zu verstehen sind die geografischen Grenzerfahrungen. Im Kleinstaat Luxemburg sind Grenzüberschreitungen in den deutschen, den französischen und den flämischen Sprachraum an der Tagesordnung. Auf kleinstem Raum werden drei Sprachen gesprochen. Auch die sprachlichen Grenzerfahrungen sind einfach nachzuvollziehen. Bleiben die geschäftlichen Grenzerfahrungen. Der Kinder- und spätere Teenystar gehorchte den Gesetzen des Geschäftes. Er war festgezurrt mit langfristigen einseitigen Verträgen. Erst Ende der 70er Jahre wagte eine gereifte Sängerin dagegen aufzumucken. Es bedeutete das sofortige Ende des Gesangstars Mary Cristy.
Der Beginn in Luxemburg
Marie Tina kam am 21. Juli 1952 in Differdingen als Maria Christina Ruggeri zur Welt. Die Eltern betrieben ein Café und ein kleines Baugeschäft. Klein Maria-Christina trällerte zum Vergnügen der Gäste dauernd irgendwelche Melodien vor sich hin. Als kleiner Pimpf trat sie bereits in der Gaststube auf. Im September 1960 gewann sie in Luxemburg einen Nachwuchswettbewerb. Diesen Erfolg wiederholte sie bei einer Veranstaltung in Köln. Damit verbunden war ein Vorsingen bei einer Schallplattenfirma.
Produzent Hans Bertram war von dem Auditioning der jungen Luxemburgerin begeistert. Er nahm sie unter Vertrag und liess sie in Köln die Nummer „Wenn die Wetterfrösche schönes Wetter machen“ aufnehmen. Die Nummer kam praktisch unmittelbar nach Erscheinen in die Charts, wo sie im Juli 1961 Platz 48 erreichte. Parallel dazu besuchte das Mädchen das Musikkonservatorium Luxemburg, wo es sein Stimme schulte.
Der Erfolg in den Charts führte zu zahlreichen Tournee- und anderen Auftritten. Im Interview mit Radio Munot in Schaffhausen erinnert sich Marie-Tina an eine Tour mit Zarah Leander: „Ich kam dank dem Erfolg meiner Single ins Vorprogramm von Zarah Leander. Wir reisten mit einem Variété-Programm durch Deutschland, Oesterreich und die Schweiz. Bei meinem Auftritt sang ich die „Wetterfrösche“ und „Mama“ auf italienisch.“
Bis zum Ende der Schule ging der Teenager aus Luxemburg nicht mehr ins Studio, um Schallplatten aufzunehmen. Marie-Tina blieb aber präsent als Bühnenkünstlerin. „Meine Welt ist die Bühne“, sagte sie im Interview mit Radio Munot. „In Deutschland verschwand ich aus dem Blickfeld der Oeffentlichkeit. In Luxemburg blieb ich populär. Ich trat damals oft bei öffentlichen Veranstaltungen von Radio Luxemburg auf.“ Bei einem dieser Auftritte wurde der damals bereits bekannte Radiomoderator „Tim“ Frank Elstner auf die junge Sängerin aufmerksam. Er nahm ein Demoband mit ihr auf und verschickte es an diverse Schallplattenfirmen.
Marie-Tina wird Marie Christina
Auf diese Weise kam es 1969 zu einem Kontakt mit Heinz Gietz (einer der musikalischen Macher hinter Caterina Valente), der mitte der 60er das Label Cornet gegründet hatte. Gietz nahm Marie-Tina unter Vertrag. Er produzierte mit ihr in Köln zwei Singles für „Cornet“, die 1969 und 1970 auf den Markt kamen. Gietz wollte den Teenager unbelastet und mit einem neuen Image lancieren. Er gab ihr deshalb den Namen „Marie Christina“. Die zum Teil anspruchsvollen und flotten Popnummern gehören heute zu den besser gehüteten Geheimnissen der Popgeschichte. Oder einfach gesagt: Sie floppten fürchterlich.
Marie-Tina/Marie-Christina studierte von 1968 bis 1971 Gesang und Schauspiel in Köln. Das Ende der Ausbildung ging einher mit dem Misserfolg der zweiten Single. Die junge Künstlerin war deshalb empfänglich für Vorschläge, wie sie ihre Karriere vorwärts bringen könnte. Einer der Einflüsterer war ein Luxemburger Fernsehrealisator. Er schlug ihr vor, die Karriere statt in Deutschland in Frankreich fortzusetzen.
1972: Teilnahme Rose d’Antibes
Dank ihrem Mentor mit Beziehungen zur Plattenbranche und zum Fernsehen in Frankreich durfte Marie Christina 1972 am renommierten Wettbewerb um die „Rose d’Antibes“ teilnehmen. Auch hier verpassten ihr die Produzenten einen neuen Namen. Aus Marie-Christina wurde Mary Christy. Sie sang das Lied „Du sable et sur du vent“, allerdings unter ferner liefen.
Als Mary Christy kam die knapp 20jährige Luxemburgerin immerhin bei einem kleinen Label in Frankreich unter, für das sie einige Singles aufnahm. 1972 nahm sie mit der Nummer „Comme le Vent“ erfolglos an Grand Prix RTL International teil. Die Nummer erschien in Deutschland bei Ariola mit dem Titel „Leider war es Liebe“. Als Interpretin wird Mary Christy angeführt. In Frankreich erscheint die Nummer mit dem Interpretennamen „Mary Cristy“. Unter diesem tritt sie bis gegen Ende der 70er Jahre auf,
Das französische Schaugeschäft hatte schon von früher Jugend an eine magische Anziehung auf Mary Cristy ausgeübt. So fiel es ihr leicht 1973 definitiv nach Frankreich, konkret nach Paris, zu übersiedeln. Kurze Zeit vorher hatten sich ihre Eltern getrennt, was den Entscheid erleichtert haben dürfte.
Mary Cristy vertritt Monaco am Grand Prix
Mitte der 70er Jahre feierte Mary Cristy mit „Seule“ einen kleineren Hit in Frankreich. Dadurch wurden die Redakteure von „Radio Europe 1“, dem damaligen Teenysender Frankreichs, auf Mary Christy aufmerksam. Der Sender hatte 1976 die Aufgabe übernommen, den Teilnehmer oder die Teilnehmerin für das Fürstentum Monaco für den Grand Prix Eurovision auszuwählen. Die Wahl fiel schliesslich auf Mary Cristy, die selber nicht weiss, weshalb ihr diese Ehre zufiel. Sie stand damals bei Polydor unter Vertrag, mit welcher Firma sie einen siebenjährigen Vertrag abgeschlossen hatte.
Am 3. April 1976 trug Mary Cristy in Den Haag den Titel „Toi, la Musique et moi“ vor. Sie kam damit hinter England mit „Brotherhood of Man“ und deren „Save your kisses for me“ und Frankreich mit Cathérine Ferry und „Un, deux, trois“ auf den dritten Platz.
Die Macher hinter Mary Cristy glaubten an ihre Interpretin und deren Titel. Sie liessen „Toi, la Musique et moi“ auf englisch, deutsch, italienisch und spanisch aufnehmen. Ein Erfolg wurde der Titel aber nur in Frankreich. Die Sängerin war im Schwange des Erfolgs ein Jahr lang permanent unterwegs. Zu den Höhepunkten jener Zeit zählt ein Auftritt im Olympia in der Schau von Alain Barrière.
Die Selbstfindung als Marie Ruggeri
Die Hetze durch Frankreich mit ihrem Hit „Toi, la Musique et moi“ befriedigte Mary Cristy nicht. Ausserdem drängte Polydor, weitere Singles im gleichen Genre an den Hit anzuhängen. „Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte andere Vorstellungen von dem, was ich machen wollte. Ich hatte unterdessen auch in Frankreich noch eine Theaterausbildung abgeschlossen. Deshalb lösten wir den Schallplattenvertrag Ende der 70er Jahre auf. Seither trete ich unter meinem bürgerlichen Namen Marie Ruggeri auf.“ Dies sagte die Sängerin im Interview mit Radio Munot zum Ende ihrer Sangeskarriere. Der Entscheid bedeutete das Ende der Kunstfigur Mary Christy.
Marie Ruggeri fand Anschluss an die französische Theaterszene. Sie trat in zahllosen Theaterstücken auf, sie spielte in Fernsehfilmen und sie stand als Chorsängerin im Studio. Aber vor allem entwickelte sie eigene Produktionen. Aktuell ist sie unterwegs mit der Produktion „Au Bain Marie“. Gegenwärtig erhält sie von der französischen Stadt Langres finanzielle Unterstützung. Sie gilt als offizielle Stadtkünstlerin von Langres und kann verschiedene Produktionen auf die Bühne bringen.
Im Frühling 2005 kommt Marie Ruggeri, der einstige Kinderstar als gereifte Bühnenpersönlichkeit zurück nach Deutschland. Feste Auftritt mit dem Stück „Au Bain Maire“ sind in Frankfurt und in Ellwangen geplant.
Die Geschichte von Marie-Tina ist symptomatisch für den Status, den das Schaugeschäft in Deutschland geniesst. Schlager- und Unterhaltungsmusik, vor allem, wenn es sich um deutsch gesungene Titel handelt, gelten nicht wichtige Kulturerzeugnisse. Sie werden nicht dokumentiert. So können oft Karrieren von Künstlern, die im Unterhaltungsbereich debütieren, und später in Sparten reüssieren, die hierzulande als kulturell bedeutend gelten, kaum authentisch nachgezeichnet werden. Das ist auch im Fall von Marie-Tina nicht anders. Nur dank einem alten Promozettel, wo der bürgerliche Name von Marie-Tina aufgeführt war, ist es gelungen, die interessante und internationale Karriere einer Sängerin und Schauspielerin nachzuzeichnen.
[/b]
Marie-Tina: Deutscher Kinderstar vertritt Monaco bei der Eurovision
Marie-Tina hatte in Deutschland 1961 einen Hit mit „Wenn die Wetterfrösche schönes Wetter machen“. 1976 vertrat sie als Mary Cristy den Kleinstaat Monaco am Grand Prix Eurovision. Heute ist sie als Schauspielerin tätig und tritt unter dem Namen Marie Ruggeri auf.
von Wälz Studer
Die Karriere der Marie-Tina ist eine Karriere mit Grenzerfahrungen. Grenzerfahrungen geografisch, Grenzerfahrungen sprachlich und Grenzerfahrungen geschäftlich.
Am besten zu verstehen sind die geografischen Grenzerfahrungen. Im Kleinstaat Luxemburg sind Grenzüberschreitungen in den deutschen, den französischen und den flämischen Sprachraum an der Tagesordnung. Auf kleinstem Raum werden drei Sprachen gesprochen. Auch die sprachlichen Grenzerfahrungen sind einfach nachzuvollziehen. Bleiben die geschäftlichen Grenzerfahrungen. Der Kinder- und spätere Teenystar gehorchte den Gesetzen des Geschäftes. Er war festgezurrt mit langfristigen einseitigen Verträgen. Erst Ende der 70er Jahre wagte eine gereifte Sängerin dagegen aufzumucken. Es bedeutete das sofortige Ende des Gesangstars Mary Cristy.
Der Beginn in Luxemburg
Marie Tina kam am 21. Juli 1952 in Differdingen als Maria Christina Ruggeri zur Welt. Die Eltern betrieben ein Café und ein kleines Baugeschäft. Klein Maria-Christina trällerte zum Vergnügen der Gäste dauernd irgendwelche Melodien vor sich hin. Als kleiner Pimpf trat sie bereits in der Gaststube auf. Im September 1960 gewann sie in Luxemburg einen Nachwuchswettbewerb. Diesen Erfolg wiederholte sie bei einer Veranstaltung in Köln. Damit verbunden war ein Vorsingen bei einer Schallplattenfirma.
Produzent Hans Bertram war von dem Auditioning der jungen Luxemburgerin begeistert. Er nahm sie unter Vertrag und liess sie in Köln die Nummer „Wenn die Wetterfrösche schönes Wetter machen“ aufnehmen. Die Nummer kam praktisch unmittelbar nach Erscheinen in die Charts, wo sie im Juli 1961 Platz 48 erreichte. Parallel dazu besuchte das Mädchen das Musikkonservatorium Luxemburg, wo es sein Stimme schulte.
Der Erfolg in den Charts führte zu zahlreichen Tournee- und anderen Auftritten. Im Interview mit Radio Munot in Schaffhausen erinnert sich Marie-Tina an eine Tour mit Zarah Leander: „Ich kam dank dem Erfolg meiner Single ins Vorprogramm von Zarah Leander. Wir reisten mit einem Variété-Programm durch Deutschland, Oesterreich und die Schweiz. Bei meinem Auftritt sang ich die „Wetterfrösche“ und „Mama“ auf italienisch.“
Bis zum Ende der Schule ging der Teenager aus Luxemburg nicht mehr ins Studio, um Schallplatten aufzunehmen. Marie-Tina blieb aber präsent als Bühnenkünstlerin. „Meine Welt ist die Bühne“, sagte sie im Interview mit Radio Munot. „In Deutschland verschwand ich aus dem Blickfeld der Oeffentlichkeit. In Luxemburg blieb ich populär. Ich trat damals oft bei öffentlichen Veranstaltungen von Radio Luxemburg auf.“ Bei einem dieser Auftritte wurde der damals bereits bekannte Radiomoderator „Tim“ Frank Elstner auf die junge Sängerin aufmerksam. Er nahm ein Demoband mit ihr auf und verschickte es an diverse Schallplattenfirmen.
Marie-Tina wird Marie Christina
Auf diese Weise kam es 1969 zu einem Kontakt mit Heinz Gietz (einer der musikalischen Macher hinter Caterina Valente), der mitte der 60er das Label Cornet gegründet hatte. Gietz nahm Marie-Tina unter Vertrag. Er produzierte mit ihr in Köln zwei Singles für „Cornet“, die 1969 und 1970 auf den Markt kamen. Gietz wollte den Teenager unbelastet und mit einem neuen Image lancieren. Er gab ihr deshalb den Namen „Marie Christina“. Die zum Teil anspruchsvollen und flotten Popnummern gehören heute zu den besser gehüteten Geheimnissen der Popgeschichte. Oder einfach gesagt: Sie floppten fürchterlich.
Marie-Tina/Marie-Christina studierte von 1968 bis 1971 Gesang und Schauspiel in Köln. Das Ende der Ausbildung ging einher mit dem Misserfolg der zweiten Single. Die junge Künstlerin war deshalb empfänglich für Vorschläge, wie sie ihre Karriere vorwärts bringen könnte. Einer der Einflüsterer war ein Luxemburger Fernsehrealisator. Er schlug ihr vor, die Karriere statt in Deutschland in Frankreich fortzusetzen.
1972: Teilnahme Rose d’Antibes
Dank ihrem Mentor mit Beziehungen zur Plattenbranche und zum Fernsehen in Frankreich durfte Marie Christina 1972 am renommierten Wettbewerb um die „Rose d’Antibes“ teilnehmen. Auch hier verpassten ihr die Produzenten einen neuen Namen. Aus Marie-Christina wurde Mary Christy. Sie sang das Lied „Du sable et sur du vent“, allerdings unter ferner liefen.
Als Mary Christy kam die knapp 20jährige Luxemburgerin immerhin bei einem kleinen Label in Frankreich unter, für das sie einige Singles aufnahm. 1972 nahm sie mit der Nummer „Comme le Vent“ erfolglos an Grand Prix RTL International teil. Die Nummer erschien in Deutschland bei Ariola mit dem Titel „Leider war es Liebe“. Als Interpretin wird Mary Christy angeführt. In Frankreich erscheint die Nummer mit dem Interpretennamen „Mary Cristy“. Unter diesem tritt sie bis gegen Ende der 70er Jahre auf,
Das französische Schaugeschäft hatte schon von früher Jugend an eine magische Anziehung auf Mary Cristy ausgeübt. So fiel es ihr leicht 1973 definitiv nach Frankreich, konkret nach Paris, zu übersiedeln. Kurze Zeit vorher hatten sich ihre Eltern getrennt, was den Entscheid erleichtert haben dürfte.
Mary Cristy vertritt Monaco am Grand Prix
Mitte der 70er Jahre feierte Mary Cristy mit „Seule“ einen kleineren Hit in Frankreich. Dadurch wurden die Redakteure von „Radio Europe 1“, dem damaligen Teenysender Frankreichs, auf Mary Christy aufmerksam. Der Sender hatte 1976 die Aufgabe übernommen, den Teilnehmer oder die Teilnehmerin für das Fürstentum Monaco für den Grand Prix Eurovision auszuwählen. Die Wahl fiel schliesslich auf Mary Cristy, die selber nicht weiss, weshalb ihr diese Ehre zufiel. Sie stand damals bei Polydor unter Vertrag, mit welcher Firma sie einen siebenjährigen Vertrag abgeschlossen hatte.
Am 3. April 1976 trug Mary Cristy in Den Haag den Titel „Toi, la Musique et moi“ vor. Sie kam damit hinter England mit „Brotherhood of Man“ und deren „Save your kisses for me“ und Frankreich mit Cathérine Ferry und „Un, deux, trois“ auf den dritten Platz.
Die Macher hinter Mary Cristy glaubten an ihre Interpretin und deren Titel. Sie liessen „Toi, la Musique et moi“ auf englisch, deutsch, italienisch und spanisch aufnehmen. Ein Erfolg wurde der Titel aber nur in Frankreich. Die Sängerin war im Schwange des Erfolgs ein Jahr lang permanent unterwegs. Zu den Höhepunkten jener Zeit zählt ein Auftritt im Olympia in der Schau von Alain Barrière.
Die Selbstfindung als Marie Ruggeri
Die Hetze durch Frankreich mit ihrem Hit „Toi, la Musique et moi“ befriedigte Mary Cristy nicht. Ausserdem drängte Polydor, weitere Singles im gleichen Genre an den Hit anzuhängen. „Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte andere Vorstellungen von dem, was ich machen wollte. Ich hatte unterdessen auch in Frankreich noch eine Theaterausbildung abgeschlossen. Deshalb lösten wir den Schallplattenvertrag Ende der 70er Jahre auf. Seither trete ich unter meinem bürgerlichen Namen Marie Ruggeri auf.“ Dies sagte die Sängerin im Interview mit Radio Munot zum Ende ihrer Sangeskarriere. Der Entscheid bedeutete das Ende der Kunstfigur Mary Christy.
Marie Ruggeri fand Anschluss an die französische Theaterszene. Sie trat in zahllosen Theaterstücken auf, sie spielte in Fernsehfilmen und sie stand als Chorsängerin im Studio. Aber vor allem entwickelte sie eigene Produktionen. Aktuell ist sie unterwegs mit der Produktion „Au Bain Marie“. Gegenwärtig erhält sie von der französischen Stadt Langres finanzielle Unterstützung. Sie gilt als offizielle Stadtkünstlerin von Langres und kann verschiedene Produktionen auf die Bühne bringen.
Im Frühling 2005 kommt Marie Ruggeri, der einstige Kinderstar als gereifte Bühnenpersönlichkeit zurück nach Deutschland. Feste Auftritt mit dem Stück „Au Bain Maire“ sind in Frankfurt und in Ellwangen geplant.
Die Geschichte von Marie-Tina ist symptomatisch für den Status, den das Schaugeschäft in Deutschland geniesst. Schlager- und Unterhaltungsmusik, vor allem, wenn es sich um deutsch gesungene Titel handelt, gelten nicht wichtige Kulturerzeugnisse. Sie werden nicht dokumentiert. So können oft Karrieren von Künstlern, die im Unterhaltungsbereich debütieren, und später in Sparten reüssieren, die hierzulande als kulturell bedeutend gelten, kaum authentisch nachgezeichnet werden. Das ist auch im Fall von Marie-Tina nicht anders. Nur dank einem alten Promozettel, wo der bürgerliche Name von Marie-Tina aufgeführt war, ist es gelungen, die interessante und internationale Karriere einer Sängerin und Schauspielerin nachzuzeichnen.
[/b]