mikecv hat geschrieben:die mouskouri hat mal auf die frage geantwortet, wieso es denn keine offizielle cd mit ihren originalen deutschen hits der 60er gäbe, das ihre fans ihre hohe stimme lieber lieben würden und die alten aufnahmen wären ja alle in einer viel tieferen tonlage gesungen worden!!
na, wer es glaubt?! deswegen hat sie ja auch mit den alten aufnahmen soviele millionen schallplatten verkauft, eben darum, weil niemand diese stimme mochte.. :!:
mike
Richtig, dieses Argument halte ich auch für vorgeschoben - viele ihrer frühen Aufnahmen wie z. B.
Ta pedia tou pirea,
Les parapluies de Cherbourg oder
A force de prier hat sie ja auch mit relativ tiefer Stimmlage aufgenommen, aber trotzdem sind sie erhältlich, und das Jazz-Album
Nana Mouskouri in New York bzw.
The girl from Greece sings mit tieflagigen Songs wie
What's good about goodbye hat ja inzwischen Kultstatus, nachdem es in Deutschland rund 40 Jahre fast völlig unbekannt war. Soviel zur Frage "Beliebtheit der tieferen Stimmlage"...
Und einige der frühen deutschen Aufnahmen sind ja sehr wohl erhältlich, nämlich auf der niederländischen Doppel-CD
The Singles + (scheint wegen der guten Klangqualität kein Bootleg sondern tatsächlich offiziell lizensiert zu sein); hier findet man z. B. wirklich die allererste Version von "Weiße Rosen aus Athen".
Ich für meine Begriffe habe bei vielen Künstlern, die gerade bei der heutigen Aufstellung des Universal Konzern (das lässt Udo Jürgens natürlich jetzt außen vor) unter Vertrag stehen bzw. standen, den Verdacht, dass seitens des Konzerns eine regelrechte Boykottpolitik ausgebrochen ist bzw. man seinen alten Backup-Katalog nicht pflegt, was die jeweiligen Stars vielleicht durchaus in die Verlegenheit bringen könnte, eine Antwort zu finden, die ihre noch existenten Platten- und Tantiemenverträge nicht aufs Spiel setzt.
Und diesen - ich bleibe der Einfachheit halber jetzt mal bei diesem Wort - Boykott findet man beileibe nicht nur in Deutschland. Ob man in den Niederlanden nun nach einer CD von Anneke Grönloh sucht, auf der mal was anderes als immer nur
Brandend Zand oder
Soerabaya oder
Rozen hebben Doornen zu hören ist oder man in Großbritannien nach Dusty Springfields französischen Aufnahmen (z. B.
Demain tu peux changer oder
L'été est fini) oder der unbeschädigten Stereo-Abmischung von
If you go away Ausschau hält - nichts zu machen. Eine CD mit italienischen Aufnahmen von Dalida oder den deutschen Aufnahmen nach der auf der von Bear Family behandelten Zeit aufstöbern? Unmöglich. Manche Stars tauchen überhaupt nicht auf. Wenn wir Bear Family nicht hätten, gäbe es derzeit keine einzige CD von Heidi Brühl.
Seit Polydor/PolyGram/Universal von Vivendi übernommen wurde, hat die Anzahl wirklich guter Wiederveröffentlichungen beständig abgenommen, und in vielen Fan-Foren wird darüber diskutiert, ob es wirklich eine gute Idee war, einen Unterhaltungskonzern an einen Mischkonzern zu verkaufen, der auch Mikrowellen und andere Dinge ganz abseits des Entertainments verhökert. Ich schließe mich all denen an, die diese Frage mit "Nein" beantwortet haben, denn seit Vivendi an Bord ist, kommt oft das Gefühl auf, man hat Manager auf die wichtigen Positionen gesetzt, die nur vom managen, aber nicht von Musik Ahnung haben. Diese Einschätzung scheint auch für die aktuelle Musik zu gelten; meines Wissens findet sich in Deutschland kein "Star" der es über das trendige Mittel der Casting-Show - egal mit welcher Platzierung - zu einem Plattenvertrag gebracht hat, bei Universal unter Vertrag. Aber ich lasse mich da gerne korrigieren, wenn es anders sein sollte.
An anderer Stelle ist in diesem Forum schon einmal der berechtigte Einwand erhoben worden, dass Veröffentlichungen sich auch rechnen müssen, was bei Raritäten nicht unbedingt gegeben ist. Aber ich stelle mal die Gegenrechnung auf: Was nutzt mir von z. B. Connie Francis die gefühlte 50.000ste CD-Veröffentlichung, auf der immer nur
Die Liebe ist ein seltsames Spiel und
Stupid Cupid zu finden ist, aber nie etwas anderes. Oder Caterina Valente - immer nur
Spiel noch einmal für mich, Habañero oder der
Popocatepetl Twist. Irgendwann ist der Markt mit den "üblichen Verdächtigen" einfach so übersättigt, dass auch die Tatsache, dass man ein und dieselbe Zusammenstellung im Regal stehen hat, die sich lediglich durch die Covergestaltung unterscheiden, die Verkaufszahlen nicht mehr ankurbeln können.
So, das war zwar jetzt ziemlich weit weg von meiner Ausgangsfrage, aber der zitierte Absatz aus dem Posting von mikecv war diesebezüglich eine regelrechte Inspiration... Sorry.
Jan