Connie Francis 70

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Francois
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Connie Francis 70

Beitrag von Francois »

Die Königin der Herzen wird 70

Am 12. Dezember wird die weltweit erfolgreichste Plattenkünstlerin der Sechziger Jahre 70 Jahre alt – Connie Francis. Rund um den Erdball werden sie ihre immer noch zahlreichen Fans hochleben lassen. Denn die Queen of Hearts hat die Menschen u.a. in deutscher, spanischer, französischer und japanischer Sprache beglückt. Und eine Sprache war und ist allen ihren wunderschönen Liedern gemein. Die Sprache der Liebe. Sage und schreibe 150 Millionen Platten hat Connie Francis verkauft (ich hab´s nachgezählt). Und die Weisheit, dass die Liebe ein seltsames Spiel ist, werden auch die deutschen Schlagerfreunde ihr nie vergessen. Vom Schönen Fremden Mann ganz zu schweigen. Connie war in all den Jahren und Jahrzehnten trotz ihres grandiosen Erfolges wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Ihr Leben ist mit Tragödien gepflastert. Und einer großen Liebe, die allzu schnell erlosch. Lest meine Hommage an eine großartige Künstlerin.

Ich weiß nicht mehr genau, wann die betörende, die alles bezaubernde Stimme von Connie Francis sich das erste Mal durch meine Ohren, gefährlich nah an mein Herz schlich. In den 60er Jahren. Natürlich. In einer Hafenkneipe am Neckar? Kann sein. Oder auf der Kirmes? Vielleicht. Wie auch immer, Connie sang vom Schönen Fremden Mann. Und ich war hin und weg.

Nun bin ich kein eingefleischter Connie-Fan. Aber ich hab´ ihre Stimme, ihre Musik immer gemocht. Sie hat mich quasi zusammen mit einigen anderen Musikfavoriten durch mein ganzes Leben begleitet. Doch es ist nicht nur die Musik allein, die Connie´s Faszination ausmacht. Sie hat ein großes Herz und liebt ihre Fans. Ihr Leben liest sich wie ein Roman. Und zahlreiche Kapitel in diesem Roman haben leider kein Happy End.

A star is born

1938 wird Connie als Concetta Rosa Maria Franconero geboren. In Newark, New Jersey.

Das Mädchen ist vor allem eines – ungeheuer musikalisch. Kaum stellen die Eltern den Plattenspieler an, kreisen die Ärmchen hin und her. Das bleibt den Eltern nicht verborgen. Concetta bekommt ein Akkordeon.und avanciert, unterstützt von ihrem von der Natur begünstigten Stimmchen zur Sensation in der ganzen Nachbarschaft.

Großen Eindruck macht sie auch auf einer Talentshow. Hier trifft sie übrigens einen Jungen, der selbst zu einem Teenager Idol werden sollte – Dion. MGM, die große Plattenfirma, nimmt Concetta unter Vertrag. Die Plattenbosse machen aus Concetta Franconero Connie Francis. Und das Akkordeon? Ein Fall für die Mottenkiste. Viel zu uncool in der Era of Rockn Roll. Sicher kein Werkzeug für einen potentiellen weiblichen Elvis Presley. Gleichwohl erweisen sich die ersten Plattenaufnahmen als Flops. Connie ist bald unendlich frustriert, will die Flinte ins Korn werfen. Immerhin hat sie ein Stipendium für die Universität in der Tasche. Ihr Traum scheint wie eine Sternschnuppe zu verglühen. Ihr ehrgeiziger Vater ermuntert sie zu einem allerletzten Versuch. Mit einem seiner Lieblingslieder aus den 20er Jahren: Who´s Sorry Now. Eigentlich passt der Song überhaupt nicht in eine Zeit, in der Elvis die Teenager zum Kreischen bringt oder Marlon Brando im schwarzen Lederoutfit seine schwere Maschine aufheulen lässt.

Dementsprechend ist Connie ist entsetzt von der Idee ihres Vaters. „Was, mit diesem lausigen Song, jagen mich die Leute von der Bühne“. Dann lenkt sie ein und tut ihrem Vater den Gefallen. Es ist eben eine Zeit, in der der Respekt vor den Eltern ungeheuer groß ist. In Gedanken hat Connie mit dem Musikbusiness allerdings schon abgeschlossen.

Dann kommt Sylvester 1958. Auch bei den Franconeros wird im großen Familienkreis gefeiert, Nachmittags um Vier kommt Unruhe bei den Kids auf. Zeit für den American Bandstand, die berühmte Tanzshow. Millionen von amerikanischen Teenagern hängen um diese Zeit wie elektrisiert an der Mattscheibe. Auch Connie und ihre Geschwister und Freunde. Plötzlich spricht der Moderator der Show Dick Clark von einer neuen Sängerin. Wörtlich: „Es gibt keinen Zweifel. Dieses Mädchen ist auf dem Vormarsch auf den ersten Platz der Hitparade“! Es folgt der Song – Who´s Sorry Now. Connie´s Lied. Kurz darauf ist das Lied wirklich die Nummer Eins in Amerika. Der letzte Schuss ist ein Volltreffer. A star is born.

Die große Liebe

Zum großen Talent von Connie gesellen sich erstklassige Songwriter. An der Spitze Neil Sedaka. Neil schreibt ihr zwei schmissige Rockn Roll Songs auf den Leib. Stupid Cupid und Lipstick on your Collar. Sedaka lässt sich wiederum von Connie´s Weigerung inspirieren, Einblick in ihr Tagebuch zu nehmen. The Diary (das Tagebuch), wird Neil Sedakas erster großer Hit.

Und da ist noch ein ganz spezieller Songwriter-Freund: Bobby Darin. Bobby ist ein cooler Typ, unglaublich talentiert und sehr gut aussehend. Connie und Bobby verlieben sich, wollen heiraten. Die Liebenden haben die Rechnung allerdings ohne Connie´s besitzergreifenden Vater gemacht. Der holt beim Anblick seines Schwiegersohns in spe gleich den geladenen Revolver aus der Schublade. Bobby sucht in Todesangst das Weite. Unter dem Diktat ihres Vaters verzichtet Connie auf die Liebe Ihres Lebens. Denn das war sie – die Liebe ihres Lebens, wie sie es heute 50 Jahre danach gegenüber einer englischen Illustrierten gesteht. Und im gleichen Atemzug spricht sie von dem größten Fehler ihres Lebens, auf diese Liebe verzichtet zu haben.

Tragödien

Bobby Darin wird später die Schauspielerin Sandra Dee heiraten. Mit 37 stirbt er an einem Herzleiden. Schon immer wusste er, so gesteht er es seinem Freund Dion schon viele Jahre zuvor, das unter seiner Brust eine Zeitbombe tickt.

Am Herzen leiden im übertragenen Sinne wird Connie Francis in den folgenden Jahrzehnten mehr als genug. Vier Ehen gehen in die Brüche. Und dann der pure Horror im Jahr 1974. Nach einem Konzert in New York wird Connie von einem Einbrecher brutal auf dem Hotelzimmer vergewaltigt. Sie ist am Boden, auf Jahre hinaus nicht mehr fähig, auf der Bühne zu singen.

Sieben Jahre später schlägt das Schicksal wieder zu. Der geliebte Bruder wird ermordet. Dunkle Schatten legen sich auf Connie´s Gemüt. Kein Wunder. Sie wird zeitweise von Tabletten und Drogen abhängig, kämpft mit gesundheitlichen Problemen. Doch die Queen of Hearts schafft tatsächlich den Weg zurück ins Rampenlicht. Auf die Bretter, die ihre Welt bedeuten. Es ist wohl die Liebe zu ihrem Publikum, die Liebe zu ihrer Musik, die sie am Leben erhalten. Und das Publikum gibt ihr diese Liebe tausendfach zurück. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Connie tritt auf die Bühne, wie jüngst in New York, und blickt in einen bis auf den letzten Platz gefüllten Konzertsaal. In die feuchte Augen ihrer Fans. Und dann brandet ein. Riesenapplaus auf.

Die Königin der Herzen ist wieder da. Wir lieben sie. Happy Birthday Connie Francis !


Übrigens: Hab auf meinen website-Artikel hin eine eMail erhalten, wonach am 12.12. eine Connie Francis Party abgeht. Und zwar in Berlin, in der Kleinen Philharmonie, ab 19 Uhr 30. Wer mehr dazu wissen will, dem kann ich einen Kontakt posten.
Die Feder ist die Zunge des Geistes - Cervantes
francon1973

Re: Connie Francis 70

Beitrag von francon1973 »

Auch von mir ein ganz, ganz großes "Happy birthday, Connie - e tanti auguri a te!"

Ich hatte im April das Vergnügen und die große Ehre mit Connie telefonieren zu dürfen, und ich muss sagen: Ein wirklich herzensguter, liebevoller, wunderbarer Mensch, und das späte Glück, das sie gefunden hat sowohl auf der Bühne (Grandioses Comeback in den USA, umjubelte Konzerte u. a. in Coral Springs/Florida, Rahway/New Jersey und natürlich die Asientour 2007) als auch im Privatleben mit ihrem Partner Tony, seien ihr von ganzem Herzen gegönnt - möge es sie nie wieder verlassen.

Connie, you're the best!

Jan



P. S. - zwei kleine Korrekturen seien mir bitte noch gestattet, Francois:

- Connie gelangte nicht erst bei MGM zu ihrem Bühnennamen. TV-Veteran Arthur Godfrey befand Connie's bürgerlichen Namen bereits Monate vor Connie's erster Session für M-G-M Records im Mai 1955 für zu sperrig, und obwohl die junge Concetta sich hefigtst dagegen wehrte, kündigte er sie bei ihrem Auftritt in seiner "Talent Scout Show" nicht wie ursprünglich abgesprochen als Connie Franconero an, sondern als Connie Francis. A name was born...

- "Who's sorry now" war in den USA keine Nummer 1, dort langte es "nur" zu Platz 4. Den Sprung an die Chartspitze schaffte Connie mit dem Song allerdings in Großbritannien, und das gleich für sechs Wochen - und keine drei Monate später folgte mit "Stupid Cupid" die nächste Nummer 1 dort...
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Francois
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Re: Connie Francis 70

Beitrag von Francois »

Sorry wegen der zwei Ungenauigkeiten. Aber wie heißts bei uns in Bayern. Wer recht hat, der zoit a Mass.

War heute etwas enttäuscht über die deutsche Presseresonanz. Immerhin war Connie auch in Deutschland mal die beliebteste Schlagersängerin. Glaube 1961. Und eine Sängerin die so viele Platten verkauft hat weltweit, sollte man nicht übersehen. Aber da sitzen die Feuilletons von Süddeutsche, FAZ und Spiegel auf einem zu hohen Ross. Da wird lieber ein Jazzmusiker geehrt, der eher einer kleineren Fangemeinde bekannt ist. Nichts gegen Jazz. Mag ich auch.

Zum Glück haben unsere österreichischen Nachbarn nicht geschlafen. In den Salzburger Nachrichten war glaub ich ein schöner Bericht.
Die Feder ist die Zunge des Geistes - Cervantes
francon1973

Re: Connie Francis 70

Beitrag von francon1973 »

Kein Problem - wenn wir uns mal in Bayern über den Weg laufen, geht die erste Mass auf mich!
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